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Als gelbäugiges, erbarmungsloses, blutrünstiges Schattenwesen umkreiste der Wolf die Welt des Menschen, hauste in den Kieferwäldern des Feuerscheins und geisterte als dunkle Macht durch uralte Mythen. Es ist kaum verwunderlich, dass der Mensch seit Jahrtausenden eine Art Hassliebe zu diesem Raubtier hegt, denn der Wolf hat mit ihm nicht nur dasselbe Territorium geteilt, er ist ihm in vielen Punkten auch recht ähnlich. Mit Ausnahme seines Todfeindes, des Homos sapiens ist der Grauwolf (Canis lupus) das Säugetier mit dem größten Verbreitungsgebiet. Schon vor 12.000 Jahren erkannten unsere Vorfahren im Nahen Osten sein ausgeprägtes Sozialverhalten und begannen ihn zu domestizieren, und machten ihn damit zum Urahn aller knapp 400 heutigen Hunderassen. Die Ergebenheit des Wolfes seinem Rudelführer gegenüber, seine zärtliche Fürsorge bei der Aufzucht der Jungen, seine geschickte Jagdtechnik, sein poetisches Heulen, selbst seine blutrünstige Natur - manchmal tötet er nur um des Tötens willen - erscheinen wie ein Spiegelbild der primitiven Seiten des Menschen. Deshalb bevölkert der Wolf auch wohl so viele Märchen und Mythen der nördlichen Hemisphäre. Überall ist Canis lupus zu finden: auf 20000 Jahre alten Höhlenzeichnungen in Südeuropa, in Berichten mesopotamischer Bauern, die vor 7000 Jahren verfasst wurden, in der Dämonologie des frühen Christentums, in mittelalterlichen Geschichten von Werwölfen und in Schauermärchen wie "Rotkäppchen" oder "Der Wolf und die sieben Geißlein". Im Laufe der Zeit verfestigte sich sein fataler, jedoch völlig unverdienter Ruf als Inkarnation des Bösen immer mehr. Diese Fehleinschätzung ist größtenteils das Werk bäuerlicher Kreise in Europa, die nach einer Rechtfertigung für die Vernichtung eines Raubtieres suchten, das gelegentlich Appetit auf ihre Haustiere verspürte. In Nordamerika, wo die indianischen Jäger und Sammler keine domestizierten Vieh-, Ziegen- oder Schafherden kannten, wurde der Wolf geachtet und sogar verehrt. Er galt als stark und weise, als geborener Jäger, sogar als Lehrer, dessen Jagdtechniken der Mensch nachahmen und erfolgreich gegen Büffel und Karibus einsetzen konnte. Doch mit der Ankunft der europäischen Siedler im 17. Jahrhundert begann auch in Amerika die Ausrottung des Wolfes. Die Tatsache, dass der Wolf im Laufe der letzten 300 Jahre sowohl in Europa als auch in fast allen amerikanischen Bundesstaaten gänzlich ausgerottet wurde, ist auf die Macht der bäuerlichen Gemeinschaften zurückzuführen, die immer wieder neue Mythen und Gesetze erfanden gegen die imaginäre Bedrohung durch den "Großen bösen Wolf", der an der Haustür klopft und nur darauf wartet, sämtliche Bewohner mit Haut und Haaren zu verschlingen. Tatsache ist, dass kein anderes Tier auf so unverdiente Art dämonisiert und so gründlich missverstanden wurde wie der Wolf. Nur wenige Säugetiere weisen ein so hochentwickeltes Sozialverhalten auf und sind ihrer Gruppe so treu ergeben wie der Wolf. Im Gegensatz zum Kojoten und Fuchs lebt der Wolf einzig und allein für sein Rudel. Der berühmte "einsame" Wolf ist die seltene Ausnahme. Meist handelt es sich dabei um schwache Tiere, Außenseiter oder Ausgestoßene. Ein solcher Einzelgänger muss manchmal zwischen zehn und 1000 Kilometer zurücklegen und vorsichtig die Territorien fremder Rudel durchqueren, bis er endlich eine Gefährtin findet, mit der er sein eigenes Rudel gründen kann. Doch für die meisten Wölfe beginnt und endet das Leben in einer festen sozialen Gruppe, einem Rudel von acht bis 15 Tieren. Die Rangordnung ist allen Mitgliedern bekannt und wird immer wieder durch kleine Gefälligkeiten, Rituale, Zurechtweisungen und Kämpfe aufrechterhalten. Rudelführer sind das sogenannte Alpha-Männchen und das Alpha-Weibchen. Die übrigen, rangniedrigen Mitglieder sind meist direkte Nachkommen des Alpha-Paares, so dass das Rudel im Grunde aus einer einzigen großen Familie besteht. Einige rangniedrigere Wölfe helfen bei der Fütterung und Aufzucht der Welpen, die jedes Jahr im Frühling geworfen werden. Gejagt wird meistens gemeinsam. Die Rudelmitglieder pflegen engen Körperkontakt, ruhen zusammen aus und heulen oft auch gemeinsam. Ihren Anführern demonstrieren sie jeden Tag aufs neue mit ritualisierten Verhaltensweisen ihre Ergebenheit. Die Fähigkeit zu einem komplexen Zusammenleben innerhalb einer Gruppe unterscheidet den Wolf von den meisten anderen nordamerikanischen Tieren. Rangniedrigere jüngere Wölfe verneigen sich buchstäblich vor den Alpha-Tieren und demonstrieren so ihre Unterwürfigkeit. Im Gegensatz zu den dominanten Rudelführern, die mit erhobenem Bein urinieren, nehmen viele rangniedrigere Wölfe eine Hockstellung ein, um die Verteilung ihrer Duftmarkierungen möglichst gering zu halten. Bei den meisten Rudeln fungiert regelmäßig ein schwächeres Tier als "Babysitter", hilft bei der Beaufsichtigung der Welpen und bleibt häufig hungrig zurück, während die Alpha-Eltern gemeinsam jagen. Beim Angriff auf große Beutetiere wenden Wölfe eine Vielzahl von Gruppenstrategien an. Sie werden von den Alpha-Tieren eingeleitet, die durch Lautäußerungen, Mienenspiel und Körpersprache ständig mit den anderen Rudelmitgliedern kommunizieren. Eine andere Aufgabe des Rudels besteht darin, das Territorium gegen fremde Eindringliche zu schützen. Die Grenzen werden streng bewacht und durch regelmäßige Markierungsrituale alle 100 bis 200 Meter im Umkreis des Gebietes immer wieder gesichert. Die Größe eines Territoriums, normalerweise etwa 400 Quadratkilometer, hängt von der Dichte der Beutetierpopulation ab. Die Wölfe innerhalb dieses Gebietes betrachten das dortige Wild als ihre Beute. Fremde Wölfe, die in das Revier eindringen, werden angegriffen und gelegentlich sogar getötet.
Die meisten Menschen, die in die entlegenen Rückzugsgebiete der letzten Wölfe vordringen, bekommen die scheuen, geheimnisvollen Tiere gar nicht er zu Gesicht. Sie hören höchstens von fern ihren klagenden Gesang. Wölfe heulen zwar nicht den Mond an, doch das Pfeifen eines vorbeifahrenden Zuges, der Ruf eines Eistauchers oder das weit entfernte Brummen einer Kettensäge können sie durchaus zum Heulen animieren. Meist heult ein Wolfsrudel jedoch vor Glück oder in nervöser Erwartung, fällt in den Gesang eines Mitgliedes ein, das eine frisch gerissene Beute feiert, antwortet den Rufen eines verirrten Tieres oder reagiert auf das drohende Heulen eines fremden Rudels, das in der Nähe umherstreift. Jedes Rudel hat seinen eigenen, unverwechselbaren Gesang, wobei die einzelnen Wölfe miteinander harmonisieren wie die Mitglieder eines schwermütigen Gesangvereins. Das seltsame langgezogene Jaulen dauert meist zwischen ein bis fünf Minuten und ist in stillen Nächten in der baumlosen arktischen Tundra oft über eine Entfernung von bis zu 250 Quadratkilometern zu hören. Das Heulen mag zwar die bekannteste Lautäußerung des Wolfes sein, spielt im Kommunikationssystem der Tiere jedoch wahrscheinlich keine sehr wichtige Rolle. Wie die meisten Raubtiere lebt der Wolf nämlich in einer Welt, die hauptsächlich von Gerüchen geprägt ist. Die zwanghaften Duftmarkierungen verbinden die Rudelmitglieder durch den Geruchssinn miteinander. Wölfe verspritzen ihren Urin auf Baumstümpfe, Felsen, Beuteplätze und markieren mit ihren Duftdrüsen Baumstämme, gerissene Beutetiere und andere Rudelmitglieder. Genau diese Gerüche veranlassen Eindringlinge normalerweise sofort, sich schleunigst zurückzuziehen. Die Hierarchie innerhalb eines Rudels wird nicht durch geruchsbedingte Signale vermittelt, sondern auch durch Körperhaltung und Mienenspiel. Welpen lernen schon sehr früh, dass Unterwerfung durch eine ganz bestimmte Demutshaltung ausgedrückt wird. Dabei hält das Tier den Kopf gesenkt, die Augen abgewandt, die Ohren flach angelegt und das Maul geschlossen. Im Gegensatz dazu bedeuten Zähnefletschen, Fixieren des Gegners, Aufstellen der Ohren und Sträuben der Nackenhaare, dass Vorsicht geboten ist oder sogar ein Kampf bevorsteht. In der Gemeinschaft der Wölfe sind Mienenspiel, Körpersprache und Duftmarkierungen ritualisiert. Sie werden von allen verstanden und dienen dem Zusammenhalt des Rudels. Dieser Zusammenhalt wird in den späten Wintermonaten mit Beginn der Ranzzeit jedes Jahr erneut auf eine harte Probe gestellt. Wenn die dominante Wölfin des Rudels, in der Fachsprache des "Alpha-Weibchen" genannt, läufig wird, sind Kämpfe an der Tagesordnung. Die männlichen Tiere, allen voran das dominante Alpha-Männchen, beschnüffeln, verfolgen und bedrängen die läufige Wölfin, in der Hoffnung, erhört zu werden. Die Alpha-Wölfin muss währenddessen ihre Autorität in der Gruppe durch Kämpfe mit rangniedrigen Wölfinnen behaupten. Es herrschen rauhe Sitten, Knurren und Heulen nehmen immer mehr zu. Wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreicht, entschließt sich das dominante Paar in den meisten Fällen, seine lange Partnerschaft erneut zu besiegeln und sich zu paaren. Entgegen der weitverbreiteten Meinung sind Wölfe nicht unbedingt monogam. Sie wechseln gelegentlich den Partner, wenn auch nicht sehr häufig. In den meisten Rudeln, mit Ausnahme sehr großer Gruppen von 15 bis 20 Tieren, paaren sich die übrigen ausgewachsenen Tiere nicht und verbleiben ohne Nachkommen. Etwa 63 Tage nach der Befruchtung (die Tragzeit entspricht der des Hundes) werden die Welpen in einem unterirdischen Bau geworfen. In Texas ist es im Februar oder März soweit, in der arktischen Tundra oft erst im Juni. Während der ersten zwei Wochen sind die Jungen blind. Sie leben im Dunkeln und tun nichts anderes als saugen und schlafen. Nach etwa drei Wochen werden die Welpen von der Mutter mit der Schnauze durch den Tunnel nach draußen getragen, um die Welt kennen zu lernen. Jetzt beginnt eine neue Lebensphase außerhalb der Höhle. Feste Nahrung, die aus halbverdauten, ausgewürgten Fleischbrocken besteht, gehört mit zur Initiation der Welpen. Ältere Jungtiere helfen den Eltern. Sie passen auf die Kleinen auf, bringen Futter und dienen den einzigen Nachkömmlingen des Rudels als Spielgefährten und Klettergerüst. Während die Welpen heranwachsen, werden sie immer weiter vom Bau weggeführt. Sie lernen die Pfade, Gerüche und potentiellen Beutetiere kennen und werden in die Jagdtechniken des Rudels eingeweiht. Schon bald verstehen sie das warnende Knurren und Zähnefletschen der Erwachsenen. Wissenschafter haben beobachtet, wie ausgewachsene Wölfe zu jagen begannen und sich dann abrupt zurückzogen, um den Jungtieren das Feld zu überlassen und zu beobachten, wie geschickt sie das Beutetier einkreisten und wie gut sie seine Schwächen einschätzten. Im Oktober sind die Welpen fast ausgewachsen und vollständig in das Rudelleben integriert. Einige bleiben ihr Leben lang im Rudel. Wölfe haben eine Lebenserwartung von etwa neun Jahren. Andere sondern sich nach ein oder zwei Jahren ab und werden zu "einsamen Wölfen", die oft auf der Suche nach einem geeigneten Gefährten weite Strecken zurücklegen. Während dieser Zeit führen sie ein gefährliches Leben, denn als Eindringlinge können sie leicht von alteingesessenen Rudeln angegriffen oder sogar getötet werden. Wenn der einsame Wolf Glück hat, trifft er auf einen zweiten Wolf, der ebenfalls auf der Suche nach einem Partner in der Nähe umherstreift und versucht, sich vor fremden Rudeln zu schützen. Allmählich nehmen die Bestände in einigen Gebieten wieder zu, weil einsame Wölfe, die einen Partner gefunden haben, ihre eigene Rudel gründen.
   Wolf (Canis lupus) - Der unbekannte Weggefährte Kaum ein anderes Tier hat über Jahrtausende die Fantasie der Menschen so angeregt wie der Wolf. Meistens war er in Märchen und Fabeln der Inbegriff des Bösen. Heute werden Wölfe häufig als besonders edle Tiere verklärt. Woher kommt dieses besondere Verhältnis der Menschen zum Wolf? Da Wölfe an der Spitze der Nahrungskette stehen, kreuzten sich die Wege der Menschen und der Wölfe seit jeher. Als die Menschen noch als Jäger und Sammler lebten, gehörten Wölfe zu den Hauptnahrungskonkurrenten. Als sie sesshaft wurden und begannen, Schafe und Ziegen zu züchten, waren es wiederum Wölfe, die den Hirten das Leben schwer machten; das Vieh war eine leichte Beute, da es das natürliche Fluchtverhalten abgelegt hatte. Aus der Sicht der Wölfe war es biologisch absolut sinnvoll, die Nähe der Herden und damit der Menschen zu suchen. Dabei wurden die Wölfe den Menschen selbst aber kaum jemals gefährlich. Es gibt so gut wie keine glaubhaft überlieferten Angriffe von frei lebenden Wölfen auf Menschen.

Vor etwa 10.000 Jahren, begann aber auch eine Entwicklung, die unmittelbar auf die neue, sesshafte Lebensweise der Menschen mit festen Siedlungen und Viehhaltung zurückzuführen ist: Die Domestizierung des Wolfes, der heute als Stammform aller Haushunderassen gilt. Möglicherweise begann sie so: Manche Wölfe waren weniger scheu als andere und anstatt die Nähe der Viehherden zu suchen, suchten sie direkt die Siedlungen auf, um sich dort von Abfällen zu ernähren, ein Verhalten, das Wölfe auch heute noch in manchen Gegenden zeigen. Solche Wölfe wurden mit den Menschen immer vertrauter und diese lernten, sich das Rudelverhalten der Wölfe, eine Bedingung für den engen Anschluss des Hundes an den Menschen, nutzbar zu machen. Der Wolf bzw. der Haushund wurde damit zum ältesten Haustier nach Schaf und Ziege.

Der Wolf hatte ursprünglich ein riesiges Verbreitungsgebiet. Allerdings ist er heute aus vielen Gegenden, in denen er zu finden war, aufgrund der Verfolgung durch den Menschen verschwunden. Früher war er holarktisch, das heißt auf der gesamten Nordhalbkugel, verbreitet. Durch diese weite Verbreitung in den unterschiedlichsten Klima- und Vegetationszonen entstand im Laufe der Evolution des Wolfes eine große Variabilität; so unterscheidet man über 40 Unterarten. Wolf ist bei weitem nicht gleich Wolf: Während zum Beispiel die arabische Unterart nur 15 kg wiegt, werden nordamerikanische Wölfe bis zu 80 kg schwer. Entsprechend groß ist auch die Variabilität der Wölfe in ihrem Verhalten und ihrer sozialen Organisation. Wölfe leben normalerweise in kleinen Rudeln von fünf bis acht Tieren. Die Rudelgröße ist aber von verschiedenen Faktoren, insbesondere der Art des Nahrungserwerbs abhängig. So treten in Gegenden, in denen Wölfe die Nähe menschlicher Siedlungen suchen, um sich von Abfällen zu ernähren, die Tiere einzeln oder in kleinen Gruppen auf. Auf diese Weise sind sie unauffälliger und können den Menschen leichter aus dem Wege gehen. In von der Zivilisation unberührten Landschaften, wo sich die Wölfe auf die Jagd auf große Beutetiere spezialisiert haben, sind die Rudel größer und können maximal 20 Tiere umfassen. Hier ist eine gut koordinierte Kooperation zwischen den Mitgliedern eines Rudels erforderlich, um an Nahrung zu gelangen. Im Gegensatz zu Großkatzen, die schon aufgrund ihrer Anatomie die perfekten Jäger sind und auch allein zu einem Jagderfolg kommen, sind Wölfe auf Zusammenarbeit angewiesen. In solchen jagenden Rudeln bleiben die Jungtiere auch wesentlich länger als in Gruppen, die sich vor allem von Abfällen ernähren; sie müssen schließlich erst lernen, wie man erfolgreich jagt.

Das Gemeinschaftsleben der Wölfe ist durch eine strenge geschlechtsspezifische Rangordnung gekennzeichnet. Sowohl die Rüden als auch die Wölfinnen haben jeweils ihre eigene Rangordnung. An der Spitze stehen jeweils die so genannten Alpha-Tiere, der Alpha-Wolf und die Alpha-Wölfin. In der Regel kommen nur diese beiden Tiere zur Fortpflanzung. Die Welpen werden aber auch von den übrigen Rudelmitgliedern versorgt. Wenn ein oder beide Elternteile ausfallen, so ist ein Überleben des Wurfes, zumindest wenn er schon etwas älter ist, immer noch möglich. Die Rangordnung der männlichen Tiere ist labiler als die der Weibchen. Durch spielerische Auseinandersetzungen wird sie immer wieder auf die Probe gestellt. Zeigt der Alpha-Wolf Anzeichen von Schwäche, können die Auseinandersetzungen ernsthaften Charakter annehmen. Dies kann mit der Ablösung des bisherigen Alpha-Wolfes enden, der das Rudel verlassen muss, um nicht getötet zu werden. Die Alpha-Wölfin behält hingegen ihren Rang weitaus länger. Sie ist es, die langfristig das Rudel dominiert.

Seitdem Wölfe in Mittel- und Westeuropa unter Schutz stehen, können sich die kleinen Populationen stabilisieren. Man hört auch hin und wieder, dass Wölfe in Gebiete, die sie früher besiedelten, aus denen sie aber vertrieben wurden, zurückkehren. So leben zum Beispiel auch im Osten Deutschlands wieder einige Wölfe, die aus Osteuropa gekommen sind. Ob der Wolf auch in Gebieten, aus denen man ihn verdrängt hatte, wieder heimisch wird, ist in erster Linie von der Toleranz der Menschen abhängig, die glücklicherweise im Wolf immer weniger die gefährliche Bestie aus dem Märchen sehen.

   Das Märchen vom bösen Wolf  Keinem anderen Tier wurden so viele unsympathische Eigenschaften nachgesagt wie dem Wolf. Doch 150 Jahre nach seiner Vertreibung kehrt er wieder in die Alpen zurück.
Schlechter Ruf
Von den Urmenschen wurden Wölfe noch als ihresgleichen akzeptiert: als Jäger. Vor 100.000 Jahren begann wahrscheinlich sogar eine uralte Freundschaft. Wölfe wurden zu Weggefährten, später sogar zu Jagdgehilfen und Wächtern. Sonst kamen sich in der Frühzeit Mensch und Wolf kaum in die Quere. Zu groß war das Gebiet, zu dünn die Besiedelung. Die Wölfe konnten ungestört in riesigen Revieren umherstreifen, und der Reichtum an Beutetieren ernährte stattliche Rudel. Die Vertreibung der Wölfe begann erst mit der Zerstörung der Waldflächen im Zuge der Ausweitung der Almwirtschaft. Mit der Vereinnahmung ihres Lebensraumes kam ihnen auch die Beute abhanden, und so machten sie Jagd auf gut genährtes Weidevieh. Vom Menschen wurden sie daraufhin gnadenlos verfolgt. Gleichzeitig rankten sich auf Grund ihrer Lebensgewohnheiten die haarsträubendsten mystischen Geschichten um sie. Besonders ihr weithin vernehmbares Heulen, das den Menschen Angst und Schrecken einjagte, trug dazu bei. Dabei ist das Heulen nur ein Kommunikationsmittel: Sie kündigen damit die Ankunft eines Rudels an oder sprechen sich gegenseitig Mut zu.  Comeback eines Vertriebenen
Vor 150 Jahren wurden die letzten größeren Wolfsrudel im Alpenraum erlegt, und nur in den entlegensten Regionen hatten etwa 100 Tiere überlebt. Erst seit 1976 stehen sie unter Naturschutz. In den letzten Jahren haben sich die Wölfe wieder vermehrt in den französisch-italienischen Alpen zwischen dem Mittelmeer und der Schweizer Grenze angesiedelt. Mehrere Rudel mit knapp 30 Tieren haben sich dort wieder fest etabliert. Ein Wolfsrudel ist eine hoch entwickelte Organisationsform, in der alles genau geregelt ist: wer zum Beispiel als Kundschafter vorauseilt oder wer zum Aufbruch mahnt. Auch die Jagd ist präzise organisiert: Einige Wölfe treiben die Beute, eine andere Gruppe schneidet ihr den Weg ab. Ist ein Tier erlegt worden, werden zuerst die nahrhaften Innereien freigelegt. Herz, Lunge und Leber sind dabei dem Leitwolf vorbehalten. Auch sonst unterliegt der Zugang zur Beute der strengen Rangordnung des Rudels. (Anm. des Web-Autors: Ist so wohl nicht richtig!) Gute Aussichten
In Europa sind Wolfsrudel mittlerweile so klein wie möglich: Zwei erwachsene Tiere und ihre Jungen. Die Wölfe passen sich damit der Beutesituation in ihrem Revier an. Je weniger es zu fressen gibt, umso kleiner die Rudel. Und nur der Leitwolf und die Leitwölfin haben nach den Regeln des Rudels das Recht, sich fortzupflanzen. Die Bedingungen für die Rückkehr der Wölfe sind so gut wie schon lange nicht: Die Bergwälder haben sich wieder weiträumig ausgebreitet und der Bestand an Beutetieren ist größer als noch vor 200 Jahren. Zudem hat die Viehwirtschaft auf den Almen in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung verloren.  Quelle: www.zdf.de   Der Hund ist ein Wolf! - Verblüffende Fakten über unsere Hunde
Das alle unsere Hunde vom Wolf, Canis lupus, abstammen, ist inzwischen einwandfrei nachgewiesen. Fast 250 Jahre lang wurde der Hund in der Zoologischen Systematik als eine eigene Spezies angesehen und trug den Namen Canis familiaris.
Im Jahr 1993 wurde dieser Fehler korrigiert. Die korrekte wissenschaftliche Bezeichnung für den Hund ist nun Canis lupus familiaris. Das bedeutet, das alle Hunde zur Spezies lupus (Wolf) gehören und denn zur Subspezies familiaris gehören. Übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Canis lupus familiaris nichts anderes als "Wolf, domestizierte Hausform"!

Bestätigt wurde diese Korrektur in der 1993er Ausgabe "Mammal Species of the World", dem Referenzwerk der Smithsonian Institution zur Klassifizierung und geographischen Einordnung der Säugetiere dieser Welt. Dieses Werk wird in Zusammenarbeit mit der American Society of Mammalogists und der International Commission on Zoological Nomenclature erarbeitet und herausgebracht.

Doch wie weit sind Wolf und Hund miteinander verwandt? Allgemein bekannt ist ja, das Wölfe und Hunde sich problemlos miteinander paaren können und zeugungsfähige Nachkommen zu Welt bringen. Moderne genetische Untersuchungen haben aber nicht nur für eine Neuklassifizierung des Hundes in der Wissenschaft gesorgt, sondern zeigen weitaus verblüffenderes:

Die Untersuchung der Mitochondrien-DNS * ist eine Standardmethode um Populationen verschiedener Spezies, auch Wölfe, zu testen. Verschiedene Enzyme, incl. Hind lll, Eco RI, und Bam HI, wurden benutzt, um die Wolf-DNS aufzuschlüsseln.
Genetische Untersuchungen der Mitochondrien-DNS von Wölfen und Hunden in den USA zeigten, daß die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Wolfpopulationen durchschnittlich 0,16% betrugen. Der genetische Unterschied zwischen Wolf und Kojote betrug etwa 3,1%, und der Unterschied zwischen Hund und Wolf betrug 0,2% !
(Quelle: Wolves:DANN Pawprinting, Connie Cusick, Woodrow Wilson Collection, 1994)
Auch über das Alter unserer Hunde entbrannte eine interessante Kontroverse. Die Klärung der Abstammung des Hundes vom Wolf warf gleichzeitig die Frage nach dem Alter unserer Hunde neu auf: Aufgrund diverser Knochenfunde waren die Hundeforscher bislang überzeugt, die Zähmung und Domestizierung der Rudeltiere hätte vor 12 000 bis 15 000 Jahren stattgefunden.
Doch dann warf eine genetische Studie - publiziert im Fachblatt "Science" - diese Thesen über den Haufen. Durch eine Erbgutanalyse von Hund und Wolf sind schwedische und amerikanische Evolutionsbiologen zur Überzeugung gelangt, dass der Ur-Hund zwar tatsächlich vom Wolf abstammt, doch schon vor rund 135 000 Jahren geboren worden ist. Damit wäre der beste Freund des Menschen rund zehnmal älter als bislang angenommen.
Traditionelle Hundeforscher zeigten sich - nicht ganz überraschend - von der neuen Studie brüskiert. "Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Wölfe schon so früh domestiziert wurden", sagte der Schweizer Kynologe und Buchautor Hans Räber. "Man müsste archäologische Funde haben, und die haben wir nicht." Und nicht einmal bei den ältesten, rund 14 000 Jahre alten Ausgrabungen, so Räber, sei es immer klar, ob es sich um Wölfe oder Hunde handle.
Joakim Lundeberg vom Königlichen Technologie-Institut in Stockholm, einer der Autoren der genetischen Studie, ist da anderer Meinung: "Die frühen Menschen waren nomadische Jäger und Sammler", sagte der Biochemiker. Weil damals keine "Friedhöfe" existierten, sei es nicht zwingend, Hundefossilien neben solchen von Menschen zu finden.

Bislang sind alle Versuche gescheitert, die Abstammung des Hundes mit herkömmlichen Methoden genetisch zu bestimmen. Denn Wölfe, Schakale, Kojoten und Hunde sind schlicht zu nah verwandt. Deshalb benützte das Team um Lundeberg und Bob Wayne von der University of California in Los Angeles einen Trick: Es verglich nicht das "normale" Erbgut aus dem Zellkern, sondern DNS-Fragmente aus den Mitochondrien, den "Kraftwerken" in den Zellen. Im Gegensatz zum normalen Erbgut, das eine Mischung aus väterlichen und mütterlichen Genen darstellt, wird die Mitochondrien-DNS nur von der Mutter vererbt. Sie ist daher "reiner". Ferner ist das Mitochondrien-Erbgut nicht sehr stabil, und daher häufen sich Veränderungen, sogenannte Mutationen, relativ schnell an.

Schakal und Kojote kommen als Vorfahren des Hundes nicht in Frage. Diese Tatsache nutzten Evolutionsforscher wie Lundeberg aus: Je unterschiedlicher die DNS-Fragmente zweier Individuen, desto länger - evolutionsmässig betrachtet - sind sie voneinander getrennt. Die Mitochondrien-DNS diente den Forschern also quasi als "Evolutionsuhr".
Für die Studie testeten Lundeberg und Wayne 162 Wölfe aus der ganzen Welt und 140 Hunde von 67 verschiedenen Rassen. Das Resultat: Drei Viertel aller Hunde sind - trotz ihrer durch Züchtung erreichten bunten Formenvielfalt - relativ nah miteinander verwandt und stammen vermutlich von einer einzigen Wolfsmutter ab. Und: Die Mitochondrien-DNS von Kojoten und Schakalen unterscheidet sich von derjenigen der Wölfe und Hunde noch stärker. Etwa eine Million Jahre sei es her, folgerten die Forscher, seit sich diese von den Wölfen getrennt hätten. Als direkte Vorfahren für den Hund kommen sie also nicht in Frage.
In Sachsen jagt wieder ein Wolfsrudel

Zum ersten Mal seit 150 Jahren hat sich in Deutschland wieder ein Wolfsrudel angesiedelt. Besonders in Brandenburg und Sachsen räumen Experten dem Räuber gute Überlebenschancen ein. Vielerorts jedoch hält sich hartnäckig das Bild von der blutrünstigen Bestie.
Die Spur des Räubers ist noch frisch. Deutlich zeichnen sich die Pfotenabdrücke im feuchten Sand ab, führen aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur den flachen Hang hinauf. Ein paar Schritte noch, dann verliert sich die Spur im Heidekraut. Rolf Röder kniet nieder und legt ein Maßband an eines der Trittsiegel. "Elf Zentimeter", vermeldet der Förster, "das ist ein ausgewachsener Wolf gewesen ­ und er war sehr schnell unterwegs."

Röder muss es wissen. Regelmäßig trifft der Leiter des Bundesforstamts Muskauer Heide im sächsischen Weißkeißel derzeit auf Isegrims Spuren. Mal ist es nur ein Pfotenabdruck im Sand. Dann wieder stößt der Förster unter Mithilfe von Rauhaarteckel "Berry" auf eine Losung voller Haare oder die kläglichen Überreste eines gerissenen Rothirsches im Unterholz. "Das Wild in der Gegend ist unruhig", berichtet Röder: "Die Tiere spüren den Räuber."

Kein Zweifel: In Sachsen ist der Wolf los ­ und er scheint sich wohl zu fühlen. Mehrfach schafften es einzelne Wölfe in den letzten Jahren schon über die deutschpolnische Grenze. Seit im vergangenen Herbst jedoch in der Muskauer Heide erstmals sechs der Beutegreifer zusammen gesehen wurden, ist die Sensation perfekt: "Zum ersten Mal haben Wölfe in Deutschland wieder in freier Wildbahn erfolgreich Nachwuchs aufgezogen", schwärmt Frank Mörschel, Biologe des World Wide Fund for Nature (WWF). Auch Michael Gruschwitz vom sächsischen Umweltministerium ist begeistert: "Dies ist nicht nur die einzige Population in Deutschland, sondern im gesamten westlichen Mitteleuropa."

Ausgerechnet den vom Militär intensiv genutzten Truppenübungsplatz Oberlausitz im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien ­ Schießbetrieb an fünf Tagen in der Woche ­ haben die heimlichen Jäger auserkoren, um als erste Wölfe seit rund 150 Jahren ihre Welpen wieder auf deutschem Boden aufzuziehen. "Der Truppenübungsplatz liegt genau auf einer der uralten Wolfsrouten", erläutert Gruschwitz, "ein riesiges Areal ­ völlig ruhig und sehr wildreich." Kaum besser hätten die Tiere den Ort für ihre Rückkehr wählen können, sagt Gruschwitz. Denn das Areal sei scharf bewacht: "Lange kann sich da niemand ungesehen aufhalten."

Das ist vielleicht auch besser so. Denn so- sehr sich Artenschützer derzeit über das sächsische Wolfsrudel freuen: Nicht überall wird die Rückkehr des Tieres mit so viel Sympathie gesehen. Passt der Wolf überhaupt noch in die moderne Kulturlandschaft? Soll der Räuber, der weltweit keineswegs vom Aussterben bedroht ist, wirklich wieder in unseren Wäldern heulen?

Jäger und Viehzüchter haben vielerorts nur eine Antwort auf solche Fragen. Erst vor wenigen Wochen brachte ein Waidmann in der Schweiz einen Wolf zur Strecke, der seit März in Graubünden und im italienischen Grenzgebiet bei 14 Attacken rund 50 Schafe gerissen haben soll. In der Toskana und im französischen Nationalpark "Le Mercantour" laufen Schafzüchter Sturm gegen den Rückkehrer. Und in Norwegen erlegten kürzlich Jäger vom Hubschrauber aus trotz internationaler Proteste neun Wölfe an der Grenze zu Schweden.

Für unberechenbar und hochgefährlich halten viele Menschen die Tiere bis heute, für Menschen fressende Monstren gar, deren "ungezügelter Blutdurst" (Alfred Brehm) in zahllosen Mythen und Legenden kolportiert wird.
Als "Bestie von Gévaudan" etwa wurde ein Wolf legendär, der im 18.Jahrhundert in der Auvergne gewütet haben soll. Jäger des Königs versuchten den vorgeblichen Frauen- und Kinderfresser bei Treibjagden unter Mithilfe von bis zu 20 000 Bauern zu erlegen. Oder der "Tiger von Sabrodt": Angeblich 41 Kilogramm schwer, war der Wolf in der Gegend um Hoyerswerda als "raubsüchtiges Ungetüm" verschrien.
Wiederholt durchbrach das Tier die Schützenlinien der Jäger, bis es schließlich doch von einem Förster niedergestreckt wurde.

Entging einer der Wölfe den Kugeln, brachten Bauern die "schändlichsten Raubthiere" in "Wolfsgruben" oder an mit Fleischködern versehenen Eisenhaken, den so genannten Wolfsangeln, grausam zur Strecke. Die Lustjagden des Adels beschleunigten die Ausrottung noch und gingen mit einer beispiellosen Rufmordkampagne einher. Anfang des 19. Jahrhunderts brachten die Gebrüder Grimm ihr Wolfsmärchen über die "kleine süße Dirne" mit dem "Käppchen von rotem Sammet" zu Papier. 1846 war der letzte Wolf im Bayerischen Wald tot.
Kurze Zeit später verschwanden die Tiere auch aus dem Brandenburgischen.

Nur die unzugänglichen Schluchten und Höhenzüge etwa der Karpaten und des Kantabrischen Gebirges in Spanien boten den Wölfen schließlich noch Schutz vor menschlicher Verfolgung. Seit 1982 in vielen europäischen Ländern ganzjährig geschützt, macht sich Isegrim in den letzten Jahren allerdings wieder auf gen Westen. Vor allem junge Wölfe folgen auf der Suche nach neuen Revieren wieder den feuchten Urstromtälern und Bergkämmen, die schon ihre Urahnen entlangschlichen. Längst sind sie von den italienischen Abruzzen aus nach Norden vorgedrungen. Wölfe wurden im Schweizer Kanton Wallis gesichtet. In diesem Jahr tauchten sie im Tessin und in Graubünden auf. 

Auch Deutschland gilt wieder als Einwanderungsland für den Graupelz. Einigen der Langstreckenläufer gelingt es, von Ostpolen aus bis zum Urwald von Notecka in Westpolen vorzudringen und von dort aus die Oder zu erreichen. Andere nehmen den Weg über die Berge: Der polnischen Südgrenze entlang folgen sie den Höhenzügen der Karpatenund Sudeten bis ins Erzgebirge.

Auch die Wölfe in der Oberlausitz müssen den Weg über die Sudeten genommen haben. "Vermutlich aus südöstlicher Richtung" hätten sie die Grenze erreicht und schließlich die Neiße durchschwommen, glaubt Rolf Röder. Den ersten Wolf machte der Förster 1996 auf dem Truppenübungsplatz aus. Im September 1998 begegnete er erstmals einem Paar.

"Ein stürmischer Tag", erinnert sich Röder. Gegen den Wind sei er mit dem Geländewagen etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang unterwegs gewesen, als plötzlich die beiden Tiere auf dem Sandweg standen. "Der Anblick dauerte nur Sekunden ­ dann gaben sie Fersengeld." Inzwischen ist eines der Tiere mit einer Infrarotkamera gefilmt worden. Zahllose Soldaten haben Isegrim schon erspäht ­ unter ihnen Oberleutnant Andreas Müller, der für die Schießsicherheit auf dem Truppenübungsplatz zuständig ist. Die Wracks russischer T-72-Panzer und 152-mm-Selbstfahrlafetten ragen als "Hartziele" aus der Wildnis und werden regelmäßig mit schwerem Geschütz beschossen. Immer wieder geht die Heide in Flammen auf. Nur durch breite Brandschutzstreifen kann das Feuer gestoppt werden.

Doch der simulierte Krieg scheint die Wölfe nicht zu stören. Auf sie muss die Muskauer Heide ohnehin wirken wie das Schlaraffenland: Dichter Kiefernwald wechselt sich ab mit sandigen Flächen und kleinen Mooren. Rotwild und Rebhühner sind auf dem etwa 14 500 Hektar großen Truppenübungsplatz im Überfluss vorhanden ­ Menschen dagegen kaum.

Das Wolfsidyll könnte jedoch von kurzer Dauer sein. Glaubt man Experten, ist es nur eine Frage der Zeit, bis einige der jungen Wölfe weiterziehen. Schon jetzt macht das Rudel auch von renaturierten Braunkohle- Tagebauflächen in der Nähe Gebrauch. "Wölfe sind Opportunisten", sagt der Wolfsforscher Christoph Promberger. "Sie brauchen nur zwei Sachen zum Überleben: ausreichend Nahrung und die Sicherheit, nicht vom Menschen abgeschossen zu werden."Auch in der Kulturlandschaft könne der Wolf problemlos zurechtkommen, berichtet Promberger. In den großen Getreidesteppen Nordspaniens etwa würden die Rudel ihre Welpen in den Feldern aufziehen. Die italienischen "Spaghettiwölfe" der Vororte Roms ernährten sich von Nudelresten. In Rumänien konnte Promberger sogar beobachten, wie eine Wölfin ihren Nachwuchs direkt am Stadtrand von Brazov, einer der größten rumänischen Städte, aufzog. Im Stadtpark machte das Weibchen Jagd auf Katzen und Hunde. Morgens lief das Tier seelenruhig durch den Berufsverkehr zurück in seine nahe Höhle.

Promberger betreut seit Jahren ein vom WWF gefördertes Raubtierprojekt in den rumänischen Karpaten. Neben Luchsen und Bären leben dort noch Hunderte von Wölfen in direkter Nachbarschaft zum Menschen. Doch die Schäfer der Region haben sich auf die Raubtiere eingestellt. Zottelige Hütehunde, die unter den Schafen aufwachsen, verteidigen dort ihr Ersatzrudel gegen die wilde Verwandtschaft. Spezielle Elektrozäune halten die Wölfe nachts von den Schafen fern. Wird doch einmal ein Haustier gerissen, erhält der Schäfer Geld vom Staat. Wachsendes Interesse am Wolfstourismus spült im Gegenzug Geld in die Gemeindekassen.

Ein ähnliches Modell erhoffen sich Wolfsschützer nun auch für Deutschland. Schon 1994 erstellte Promberger einen Wolfs- Managementplan für Brandenburg. Das Papier sieht vor, dass "Problemwölfe" "als letztes Mittel" sogar getötet werden. "Wo nur ab und zu Schäden auftreten, sind Zahlungen an die Bauern sinnvoll", sagt der polnische Wolfsexperte Wlodzimierz Jedrzejewski. Wenn sich jedoch ein Rudel auf Vieh spezialisiert habe, müsse zum Gewehr gegriffen werden: "Sonst ist sämtliche Akzeptanz für den Naturschutz dahin."

Eine seltene Allianz tut sich auf. Denn unter ähnlichen Vorzeichen stehen auch die Schäfer in Deutschland den Rückkehrern durchaus positiv gegenüber. Christoph Behling etwa, Zuchtleiter des Schafzuchtverbandes Berlin-Brandenburg, sieht derzeit keinen Anlass zur Sorge. "Der Wolf lernt zwar, bequeme Nahrungsquellen zu nutzen und etwas Bequemeres als eine ungeschützte Schafsherde gibt es nicht", sagt Behling. "Wir werden es dem Räuber jedoch so unbequem wie möglich machen."

Von so viel Aufgeschlossenheit ermutigt, räumen Wolfsforscher Isegrim besonders in Brandenburg und Sachsen inzwischen wieder gute Überlebenschancen ein. Allerdings befürchten sie auch, dass die wohlwollende Stimmung schnell umschlagen könnte, wenn erst die ersten sieben Geißlein tot auf der Weide liegen. Mindestens 100 bis 200 Wölfe könnten nach Berechnungen von Experten in den Wäldern der Schorfheide und der Märkischen Schweiz Platz finden. Derzeit ziehen jedoch Recherchen des Internationalen Tierschutzfonds IFAW zufolge neben dem sächsischen Rudel maximal sechs weitere Tiere durch den deutschen Osten. Und noch fast jeder Wolf, der seit dem Zweiten Weltkrieg seine Pfote auf deutschen Boden setzte, endete letztlich im Gehege, unter einem Auto oder tot im Wald.

Gerade den Jägern gilt Isegrim immer noch als unliebsame Konkurrenz im Revier. "Wir haben nichts gegen die Rückkehr des Wolfes", beteuert zwar Wolfgang Bethe, Präsident des Landesjagdverbandes Brandenburg, rühmt das Tier jedoch im selben Atemzug als "potenziell interessantes Jagdwild". Erst kürzlich wurden zwei Jäger in Brandenburg zu Geldstrafen verurteilt, weil sie eingewanderten Wölfen eine Kugel verpasst hatten.

Mehr Glück, aber letztlich auch das Nachsehen, hatte Wolf "Naum", der Anfang 2000 in der Nähe von Eisenhüttenstadt auftauchte. Der dreibeinige Rüde ­ ein Bein hatte er vermutlich in einer Falle verloren ­ lief erst einer läufigen Schäferhündin hinterher und dann mit ihr im Wolfsgalopp in die "Bild"-Zeitung. Eine Sympathiewelle ohne Beispiel überrollte das ungleiche Paar. Die Folge: Zunächst wurde der "verliebte Wolf" gefangen. Dann erhielt er ein Dauervisum für ein Gehege im Wildpark Schorfheide.

"Die Leute müssen endlich aufhören, vor dem Wolf Angst zu haben", schimpft Wolfsforscher Promberger. In den rumänischen Karpaten gebe es 3000 Wölfe. Dennoch sei in den letzten 30 Jahren kein einziger Fall bekannt geworden, bei dem ein Wolf einen Menschen angegriffen habe. "Wölfe lernen schon im Welpenalter von ihren Eltern, was Beute ist und was nicht", erläutert Promberger. Der Mensch gehöre nicht zur Beute, weil die Tiere seit Jahrhunderten die Jäger fürchteten.

"Der Wolf ist für den Menschen nicht gefährlich", beteuert auch Michael Gruschwitz vom sächsischen Umwelt- ministerium. Voller Begeisterung über das neue Vorzeigerudel hat der Artenschutzexperte nun vor allem das Wohl der Tiere im Blick. Selbst Forscher will Gruschwitz derzeit nicht auf dem Truppenübungsplatz lassen. Noch in diesem Winter soll in Weißkeißel die "erste deutsche Wolfskonferenz" stattfinden, um das weitere Vorgehen mit Arten- schützern und Jägern abzustimmen.

Dann wird sich zeigen, ob Sachsen reif ist für den Wolf. Isegrim selbst jedenfalls scheint sich der Sache bereits sicher zu sein. Forstamtsleiter Röder hat vor Ort gerade die Spuren zweier neuer Jungtiere ausgemacht. Anfang September hörte er einen der Wölfe erstmals heulen.

"Es war gegen acht Uhr abends", berichtet Röder. Während die tief stehende Sonne den Himmel in ein kräftiges Rot tauchte, habe er auf einmal dieses "Uhuhuhu" in der Ferne gehört. "Ein Hund war das nicht", sagt der Förster. Und nach kurzem Zögern: "Vielleicht waren es aber auch nur ein paar Wolfsliebhaber, die ein Tonband abgespielt haben, um die Tiere aus der Reserve zu locken."

PHILIP BETHGE




 
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