"Denn biologische Grundlage für jede Hundeforschung muss der Wolf (Canis
Lupus) sein.
Nur bei Kenntnis wölfischen Verhaltens ist eine Zuordnung hundlicher
Verhaltensweisen
nach ihrer biologischen Bedeutung möglich, können Aussagen darüber gemacht
werden,
wie welche Verhaltensweisen bei welcher Rasse qualitativ und quantitativ im Zuge
der
Domestikation sowie der selektiven Zuchtwahl verändert wurden.
Der Wolf ist sozusagen die "biologische Messlatte", das Referenzsystem
für die Zuordnung
und Beurteilung hundlichen Verhaltens". Dr. Dorit Feddersen-Petersen in Breeder Special Ausgabe
3/2005 S. 38/39
Quellen: Verschiedenste Literatur (von
Zeitungen über Bücher bis hin zu Zeitschriften etc.), Erfahrungen erfahrener Hundeleute, Querbeet durch das Internet, Seminare und Vorträge etc.
etc.
Diese Informationen dienen nur zum besseren Verständnis unserer
Hunde. Ich habe nur solche Infor-
mationen genutzt, die meiner Meinung nach, allgemein Sinn machen. Aber darüber
lässt sich ja
streiten - oder auch nicht. Sollte
ich irgendwelche Copyrights übersehen oder unwissentlich verletzt haben, bitte ich um Mitteilung.
Duftsignale
bei Hunden Markierungen sind wie eine hinterlegte Visitenkarte Wölfe
haben es schon immer getan und Hunde haben es bis in die heutige Zeit übernommen:
das Markieren ihres Territoriums. Wenngleich es beim Wolf ums Überleben
ging, ob seine markierten Grenzen von Feinden eingehalten wurden, will ein
Hund auch ganz gern der Chef in seinem Umfeld sein. Hier fühlt er sich
stark und verteilt an exponierten Stellen seine Duftmarken. Besonders
nicht kastrierte Rüden heben ständig das Bein, um ein wenig Urin
abzugeben. Aber nur nicht zu viel, denn ein wenig sollte immer in Reserve
sein – wer weiß, vielleicht findet sich ja noch eine unbefleckte
Stelle. Die gibt es natürlich in besonderem Maße auf Spaziergängen.
Hierbei wird so viel Zeit wie möglich mit Schnüffeln verbracht. Und zwar
sowohl gegenseitig als auch an jeder Stelle, die zuvor von einem anderen
Hund markiert wurde. Womit wird markiert? Markierungen werden hauptsächlich in Form von Kot und Urin abgegeben.
Diese platzieren Hunde möglichst auffällig: Kot wird ein klein wenig erhöht
abgesetzt, Urin beim Männchen in Kopfhöhe verteilt. Wie eine Art
Luftpost dringen ständig Nachrichten in der Hundenase ein: "Läufiges
Weibchen – Nachbarhund - hab ich schon mal drei Bäume vorher gerochen
...".
Zeitung lesen und Schlagzeilen schreiben
Nicht alle Hunde haben auf Spaziergängen die Absicht, ihr Revier zu
kennzeichnen. Einige wollen einfach nur eine Botschaft hinterlassen und
riechen, wer so da war. Für sie ist das beinahe wie Zeitung lesen. Manche
wollen allerdings neue Schlagzeilen schreiben: Selbstbewusste und
dominante Hunde verteilen ihre Witterung nach dem Markieren häufig durch
ausgeprägtes Scharren. Damit ist im Umkreis von einigen Metern das
Territorium gekennzeichnet. ´
Im Haus markieren
Das ist im Park nicht weiter schlimm, im Garten bereits nicht gerade gern
gesehen, im Haus dagegen eine Katastrophe. Im Alter von sechs bis zwölf
Monaten wird ein männlicher Welpe lernen, das Bein zu heben. Was liegt näher,
als der Versuch, durch das Markieren von Vorhängen, Tischbeinen und
Fernsehsesseln das schöne Wohnzimmer als sein Territorium zu
kennzeichnen. In einem solchen Fall hilft nur eine Klarstellung der
Rangverhältnisse. Seine untergeordnete Stellung sollte es ihm im Haus
nicht erlauben, ein Revier (derart) inne zu haben. Im Zweifelsfall hilft
nur eine Kastration. Aber wahrscheinlich versteht der Welpe bald, dass
Zeitung lesen - und Schlagzeilen schreiben – für ihn nicht wie bei
Herrchen im Wohnzimmer sondern im Garten oder auf Spaziergängen
stattfindet.
Die
soziale Beißhemmung beim Hund
Angeboren oder erlernt?
Die Existenz einer Beißhemmung beim Hund ist unstrittig. Sie vermindert
Verletzungsrisiken innerhalb eines Rudels und sichert in einem gewissen Maße
die Gesundheit der einzelnen Sozialpartner. So bleibt die Jagdtauglichkeit
der Gruppe erhalten, was dem einzelnen Hund und letztlich der Gemeinschaft
zu Gute kommt.
Rudelfremde Tiere
Diese
Beißhemmung schließt allerdings keine rudelfremden Tiere ein. In einer
territorialen Verteidigungsaggression wird oft ungehemmt und ohne Rücksicht
auf Angriffs- bzw. Unterordnungsgesten des Gegners gebissen. Gerade dieser
Fakt verstärkt den Eindruck einer einzig funktionell-orientierten Beißhemmung.
Rudelfremde Tiere, die dem eigenen Überleben anders als Sozialpartner
durch die gemeinsame Jagd keinen Vorteil verschaffen, werden trotz
eventueller, wenn auch seltener, Unterwerfungsgesten kaum geschont.
Wie aber kommt diese gehemmte Aggression zustande?
Verhaltensforscher Konrad Lorenz stellte die Theorie der angeborenen Beißhemmung
auf. Nach Lorenz wird eine Blockierung der für Angriffs- bzw. Tötungsbiss
verantwortlichen Hormonausschüttungen durch einen bestimmten Reiz ausgelöst.
In diesem Fall handelt es sich um die Unterwerfung oder den
Schmerzensschrei des Gegners. Er verglich die Beißhemmung mit einer
sogenannten Erbkoordination. Dabei löst ein Reiz ein Verhalten aus,
welches ab diesem Zeitpunkt zwanghaft abläuft.
Annahme wurde widerlegt
Seine Theorie fußte zum Teil auf der Annahme, dass Präsentieren der
Kehle eines Hundes lasse auf Unterwerfung schließen. Diese Vermutung
entpuppte sich mittlerweile als ebenso falsch, wie die Theorie der
angeborenen sozialen Beißhemmung. Einen Teil der mittlerweile über die
Beißhemmung bekannt gewordenen Fakten stammen aus Beobachtungsreihen des
Wolfsforschers Erik Zimen, der Welpen unter verschiedenen Umwelt- und
sozialen Einflüssen beobachtete. Erlerntes
Selbstschutzverhalten
Inzwischen wird die soziale Beißhemmung als eine Art erlerntes
Selbstschutzverhalten definiert. Hunde folgen nicht wie wir Menschen
Moralgesetzen. Eine Unfallverhütung aus "Rücksichtnahme" ist
daher auszuschließen. Schon Welpen untereinander lehren einander die
soziale Beißhemmung. Wird ein Spiel zu wild und wird von einem Partner zu
schmerzhaft zugebissen, folgt nach einem oft recht lauten Schmerzensschrei
meist eine heftigere Attacke des Spielpartners. Diese muss bei relativ
gleichem Schmerzempfinden der beiden Spielpartner dementsprechende
Schmerzen bei dem erstmals heftig zubeißenden Welpen auslösen. Der
Prozess der "Gegenattacke" spielt sich unter Wurfgeschwistern
meist vor der 4.Woche ab, so dass nach dieser Zeit in erläuterten
Situationen meist nur noch ein Abbruch des Spiels zu beobachten ist. Eine
weitaus größere Rolle spielt hierbei jedoch die relativ kurze Zeit,
welche die Welpen mit dem (Vater-) Rüden verbringen. Dieser sorgt nicht
unwesentlich für eine Achtung und Vorsicht bei den Welpen im Umgang mit
ihren recht spitzen Zähnchen.
Erfahrene Assoziationen
Der von Lorenz genannte Auslöser, wie z.B. ein Schmerzensschrei weckt in
Wirklichkeit bei den Welpen kein zwanghaftes Verhalten, sondern erfahrene
Assoziationen. Um Selbstschädigung vorzubeugen tritt so die sogenannte
"Beißhemmung" ein. Doch diese bei Welpen so große Bedeutung
zugemessene Hemmung ist nichts weiter, als eine Vorbereitung auf die spätere
soziale Beißhemmung, die das Rudel funktional erhält. Vor allem aber schützt
sie die beiden jeweils interagierenden Kommunikationspartner unbewusst. Da
Konfrontationen innerhalb eines noch funktionellen Rudels (unsere
Haushunde damit ausgeschlossen) meist leichte Unstimmigkeiten in
Privilegien, Dominanzverhältnissen etc. sind, tritt eine reine soziale
Beißhemmung nur selten in Kraft. Das dominantere Tier lässt es dann
meist mit einer Unterwerfung des anderen auf sich beruhen.
Erkenntnisse im Rudel Mensch-Hund umsetzen
Als Welpenbesitzer sollte man trotzdem auf eine dominante Rolle bestehen
und souverän bei zu festem Zwicken das Spiel abbrechen. So erlauben wir
unserem Hund eine natürliche Erziehung und Vermittlung von funktionellen
Inhalten. Wir heben den Dominanzstatus des Menschen hervor und lassen den
Welpen als Reaktion auf sein Zwicken eine wenig sozial-aussagekräftige
Nische erfahren. Der Hund bekommt auf diese Weise gar nicht erst die Möglichkeit,
die provokante Aussagekraft dieses Schnappens zu erfahren und für den
eigenen Vorteil einsetzen zu lernen. So vermindern wir spätere
"Wadenbeißer" und Hunde, die extrem häufig nach Kindern, wenig
dominanten Menschen und Familienmitgliedern schnappen.
Körper- und
Lautsprache des Hundes
Einer der größten -
überheblichen - menschlichen Irrtümer ist die Behauptung, Tiere könnten
nicht sprechen. Wir meinen mit „Sprache" nur Sätze mit
menschlichen Lauten. Tatsache ist: Tiere besitzen vielfältige Sprachen.
Nur verstehen die meisten Menschen sie nicht, oder selten, oder falsch.
Wenn Menschen lächeln und dabei ihre Zähne zeigen, kann das ehrlich sein
oder geheuchelt. Wenn Hunde ihre Zähne zeigen, ist das weder geheuchelt
noch zum Lachen. Sie drohen. Doch beide können von ihren
unterschiedlichen Gesten und Mimiken, ihrer verschiedenen Körper- und
Lautsprache lernen.
Selbst die Verkümmerung
ursprünglicher Rudelkommunikation von Wölfen zu unseren Haushunden lässt
noch erkennen, wie sich Hunde untereinander laut- und körpersprachlich
verständigen. In abgelegenen Gehöften ist dies noch erhalten geblieben,
wenn sich ein Hofhund meldet, schlagen die anderen in der näheren (hörbaren)
Umgebung in die Hunde-Nachrichtenmeldung ein. Der Ring an Anwesenheit erklärt
die zwangsweise getrennte Rudel-Unterhaltung. Manche Hunde quatschen auch
dabei zu viel. Wegen Unterbeschäftigung in Einzelhaft.
Zuerst sollten wir
begreifen, dass der gesunde Hund besser hört als wir. Also ist kein
Geschrei nötig. Schreien verrät nicht nur Hunden Unsicherheit und
Aggressivität. Die deutsche Sprache ist eine hervorragende Dienstsprache,
weil sie zischt und hart klingt. Aber Sitz und Platz, Los und Fass klingen
zu ähnlich.
Die englische Sprache
unterscheidet für den Hund deutlicher: „Down" für „Platz",
„Sit" für „Sitz". Der Unterschied zwischen den beiden Tätigkeiten
„niederlegen" und „sitzen" ist für den Hund klar, zumal
„down" angenehmer, beruhigender klingt. Um bei der deutschen
Sprache mit vielen Zischlauten zu bleiben, sollten wir demnach das
„Sitz!" vom „Plaaaatz" deutlicher trennen. Sprechen Sie
„Platz" also gedehnter, tiefer aus. Ein „Pass auf!" können
Sie dann schärfer, anregender sprechen. Dazu dient das schärfer
gesprochene „Passss".
Alle diese Gebots-Hörzeichen
können verständlich ohne Geschrei ausgesprochen werden. Wie wollen Sie
mal stärker betonen, wenn Sie schon aus vollem Halse schreien? Jedes
denkende Lebewesen stumpft ab, wenn Gebote und Verbote immer in der
schrillsten Tonart befohlen werden. Wie doch bei uns Menschen auch. Wenn
Sie moderat, ruhig sprechen, können Sie schon mal, wenn der Hund
versucht, das Hörzeichen zu ignorieren, deutlicher betonen. Um dann
wieder mit ruhigem Ton weiterzusprechen. Lernen Sie, die Gebots-Hörzeichen
von den Verbots-Hörzeichen auch unterschiedlich zu betonen, und der Hund
hört immer häufiger (darauf), weil er ebenfalls das angenehme Gebot vom
unangenehmen Verbot unterscheiden kann.
Monoton gesprochene Hörzeichen
- ob Verbot oder Gebot - sind nicht zu unterscheiden. Wenn man aus lauter
Unsicherheit zwischen die klaren Hörzeichen einen menschlichen Satz
einbaut, verquatscht man die Deutlichkeit. Folge: Der Hund weiss nicht
mehr, was gemeint ist. Wenn Ihr Hund sich vier, fünf Jahre an Sie gewöhnt
hat, dann weiss er, was Sie meinten. Vielleicht. Aber bis zu diesem Verständnis
war es ein adrenalinreiches Leben. Ihr Hund folgte vielleicht nur aus
blindem Gehorsam, Einfühlungsvermögen, Druck oder Angst.
Mit zunehmender Gewöhnung
an Ihre sprachlichen und körperlichen Eigenarten findet der Hund heraus,
was sie ihm bedeuten. Er lernt, mit zunehmendem Alter feinere Unterschiede
herauszuhören.
Der ganze tierische
Sprechunterricht ist natürlich dann für die Katz, wenn andere
Miterzieher völlig durcheinander befehlen. Der Hund wird dann
notgedrungen tun, was er für sich heraushört. Und das wird immer das
sein, was für ihn angenehm ist. Natürlich läuft ein Hund lieber ohne
Leine, sogar ohne Halsband, aber zu seinem Schutz und zum Schutz anderer
geht es oft nicht ohne diese Hilfsmittel. Schlimmste Folge: Er rennt in
ein Auto oder er springt ein Kind an. Das kostet nicht nur, es erzeugt
Hass. Der Hund ist nicht schuld, denn er lernte es nicht besser. Man sieht
und hört die eklatantesten Fehler immer wieder: Der Hund wird bestraft,
wenn er herkommt. Auch wenn er nicht auf geschrieenen Befehl nicht folgt:
Der Hund verknüpft nur das unmittelbare Tun. Warum sollte er auf diesen
furchterregenden Ton hereinfallen und dann, wenn er es doch tun, auch noch
bestraft werden? Da wäre er ganz schön bescheuert. Und diesen Fehler
macht er nur einmal.
Loben
muss man können. Wo und wie loben?
Das Wichtigste: Das Lob muss ernst gemeint sein, also nur nach erbrachter
(und nicht nur angedeuteter) Leistung - und kein Selbstlob! Manche tragen
prallgefüllte Leckerle-Tüten mit sich und verteilen rundum und alle
Minuten. Das ist nur Eigensucht: „Guckt nur, alle Hunde kommen zu
mir!" Die Hunde nehmen es, klar, aber nicht als Lob.
Sie wollen doch auch
nicht ständig durch leichte Schläge auf den Hinterkopf geärgert werden?
Also loben (kraulen, streicheln) Sie ihn dort, wo er es ebenfalls als Lob
empfindet: am Nacken, an der Kruppe (Schwanzansatz), am Bauch, weniger am
Hals. Hinter den Ohren kraulen mag nicht jeder Hund. Es sind empfindsame
Stellen. Augenpartien, Ohrlappen, Genitalien und Ruten sind als Lobeszonen
tabu. Und zwar besonders für Kinder und Fremde. Das sind die sensibelsten
Zonen bei einem Hund.
Das heisst nicht,
dass Sie den Hund auch noch loben sollen, wenn er das Gebot nicht
beachtete und irgend wann einmal doch herkommt. Ignorieren Sie es und
korrigieren Sie sich durch verstärkte Anregung, damit er freudiger zu
Ihnen kommt. Spielzeuge, Stöckchen, ein gespieltes Rückwärtsrennen von
Ihnen hilft. Sie müssen ihn überzeugen, dass Sie interessanter sind als
der Hund da drüben.
Die meisten Halter
verwechseln das Loben beim richtigen Anlass zum richtigen Zeitpunkt mit
Verknuddeln. Dies versteht der Hund als Spielaufforderung und nicht als
Lob. Richtig: Wenn er - nach Ihren verständlichen Zeichen - was korrekt
ausgeführt hat, und nicht nur angetäuscht, dann mit der freien Hand kurz
an der Flanke oder am Hals drüberfahren, eventuell mit einem lobenden
Wort. Basta. Wer ihm vermeintlich freundlich einen Klaps gibt, munter ihn
zum Spiel auf oder löst seine korrekte Ausführung vorzeitig auf. Ähnliche
Missverständnisse kennen Sie ja: der joviale Schulterschlag unter
Menschen kann das Gegenteil von Lob bedeuten.
Ihr Hund wird
spontaner und freudiger zu Ihnen kommen, wenn er Angenehmes erwarten kann
und keinen Anschiss zur falschen Zeit. Wer zu spät reagiert, den bestraft
der konsequente Hund. Management
by Motivation. Soll auch im
Berufsleben wirken. Das Verständnis für den Hund fängt damit an, dass
man ihn überhaupt kennt. Verstehen heisst vergleichen.
Der Urahn Wolf
braucht, das wissen wir dank Verhaltensforschung und Wildbiologie, ausgeprägte
Regeln weil er ein sehr soziales Rudeltier ist - ja sein muss - um so
gescheit zu überleben, wie er es uns gelehrt hat. Er konnte sich
anpassen, weil in seinem Rudel eiserne Regeln gepflegt werden.
Diese
Ordnung ist biologisch. Wir haben
damit Schwierigkeiten, weil wir uns von natürlicher Ordnung entfremdet
haben. Wir müssen die Natur wieder neu lernen, wollen wir Tiere
verstehen. Selbst der Stadtneurotiker, der dekadenteste Superrassehund
beherrscht - wenn er es von Klein auf lernen durfte - die Regeln der
Hundesprache. Im Vergleich zum Wolf sind sie freilich, wegen dem Umgang
mit Menschen, geändert. Man kann nicht sagen, reduziert. Sie haben sich
nur dem Menschen angepasst, so weit es dem Rudeltier Hund möglich war.
Diese Signale müssen wir wieder neu entdecken. So fällt uns das
tierliche Verständnis wesentlich leichter, schlussendlich das Miteinander
logischer. Das heisst: nicht vermenschlichend eigennützig, sondern verständnisvoll
das Andere im anderen Lebewesen sehen, hören, riechen können. Dies
bedeutet im übertragenen Sinne nichts anderes, als Toleranz gegenüber
anderen Lebewesen zu üben. An den Körper- und Lautsignalen unterscheiden
sich auch die Geschlechter und das Alter. Auch körperbauliche Typen
differieren.
Das spielauffordernde
Knurren eines Herdenschutzhundes klingt viel dumpfer und tiefer, für
kleinere Tiere bedrohlicher als das eines Winzlings. Der Resonanzboden des
Brustkorbs macht die Töne: Bass gegen Flöte. Die bauartbedingten
Bewegungen eines Bernhardiners sind ungleich schwerfälliger als die eines
italienischen Windspiels oder kleinen Terriers. Herdenschutzhunde wirken
nur schwerfällig. Sie erstaunen dann unwissentliche Beobachter durch
vergleichsweise grosse Behendigkeit. Die Spielaufforderung eines extrem
niederläufigen Dackels ist wesentlich schlechter ausgeprägt als die
eines hochläufigen Hetzhundes. Der Dackel hat nur wenige Zentimeter, um
mit dem Vorderbau Bodenkontakt aufzunehmen als ein Hund, der 80 Kilo
oder/und 80 Zentimeter Schulterhöhe misst. Hunde in ihrer angezüchteten
oder naturbelassenen Vielfalt verhalten sich art- und aufgabengemäss. Die
beiden Extreme Jagdteckel und Irish Wolfhound machen es deutlich. Die
Beispiele Schlittenhund oder stehohrige Schäferhunde zeigen viel
deutlicher Mimiken und Gesten als ein um die Signale Haare, Rute oder
Ohren gebrachter Hund. Bei einem Lefzenmonster (meist Molosser) oder mit
Überfell verdeckten Fang ein drohendes Fletschen zu erkennen, ist fast
unmöglich, wenn da nicht der Ton dazukäme. Das Kupieren von Ruten und
Ohren, ein mimik- und sichtbehinderndes Überfell, Sichtbehinderungen oder
unbiologische Kopfformen, Nasenraum-Rückbildungen, und ähnliche züchterische
Exzesse behindern nicht nur den Hund in seiner Kommunikationsfähigkeit,
sondern auch den Menschen, der einen fremden Hund beurteilen will und
muss. Selbst ein ausgebildeter Hund gibt deutlichere Signale von sich als
ein dumm gehaltener. „Ausbildung" ist auch wörtlich zu verstehen.
Es gibt kein
eindeutigeres Beispiel zur optischen wie psychischen Beurteilung als ein möglichst
wolfsähnlicher Typus. Die Schlittenhunde Husky oder Alaskan Malamute sind
ebenso mustergültig wie die stehohrigen Schäferhunde aller Schläge.
Selbst schlappohrige Herdenschutzhund, Schäfer- (Hirten-) oder Hofhunde
zeigen ein deutliches Gehabe. Auch sie haben alle Signale dran, die
Menschen und Hunde zur Beurteilung brauchen. Dabei ist der stockhaarige
(mittlere Haarlänge) Hund - eben mit einem wolfsähnlichen Kleid - noch
zu bevorzugen, denn nur an ihm vermögen sich Nackenhaare noch zu sträuben.
Vergleichen heisst auch hier verstehen beziehungsweise unterscheiden: Ein
Sumoringer ist wesentlich bewegungspassiver als ein
Fliegengewichts-Karateka, ein Zwei-Meter-Riese steifer als ein Pygmäe,
ein drahtiger Extremsportler agiler als ein asthmatischer Stubenhocker.
Ein Kleinkind ist unbeholfener als ein gestandenes Mannsbild oder eine
umsichtige Mutter. Biologisch, oder?
Hunde sind freilich
ungleich frühreifer als Menschen, wie alle unkomplizierten höheren
Lebewesen. Zur Gesamtbeurteilung gehört auch das Einschätzen des Alters.
Früher ging man etwas schlicht davon aus, dass ein Hundejahr etwa sieben
Menschenjahren entspricht. Zur Zeit kursiert die Relation: erstes
Hundejahr gleich 14 Menschenjahre. Stimmt auch nicht mehr. Die Formel ist
zu einfach. Das wissen wir heute wesentlich genauer. Aus den genannten
physischen und psychischen Arten ergeben sich grosse Unterschiede.
Grosse
Hunde sind Langsamentwickler. Kleine sind früher „reif".
Ein Kleinterrier zum Beispiel ist, pauschal geurteilt, mit zehn Monaten
schon erwachsen, ein riesiger Herdenschutzhund dagegen erst ab zwei
Jahren. Dabei dürfen auch die artgemässen Temperamente nicht
unterschlagen werden, siehe die Extreme Kleinterrier oder Riesen. Es gibt
auch innerhalb dieser Grössenordnungen Unterschiede. Ruten- und
ohrenkupierte, gebäudedegenerierte Qualzuchten, hör- oder sehbehinderte
Hunde sind unnatürlich in ihrer Kommunikationsvielfalt eingeschränkt.
Kommen wir also, zum besseren Verständnis, wieder auf den
"normalen" Hund.
Die Körpersprache
des Hundes ist immer noch sehr vielschichtig.
Am schlechtesten zu erkennen ist sie bei Hunden, deren Signalgeber zurückgebildet
wurden, wie zum Beispiel beim Bobtail, der sein Gesicht unter dem überlangen
Fell nicht zu erkennen gibt, dessen Rute kupiert ist. Die besten
Signalgeber sind Hunde mit deutlichen Körpermerkmalen wie beispielsweise
Schäferhunde oder Schlittenhunde. Ihre Stehohren - eben dem Wolf ähnlich
- und ein Fell samt Rute, die Veränderungen deutlich erkennen lassen,
beweisen, dass die wölfischen Signale ihren Sinn haben. Woran erkennt man
am deutlichsten einen dominanten (beherrschenden) Hund - meist Rüden? Am
erregten Dominanz-Scharren mit den Hinterläufen nach dem Markieren
(Urinieren) seines vermeintlichen Reviers, zusätzlich gesträubten
Nackenhaaren. Den ängstlichen an eingeklemmter Rute, unterwerfender Körperhaltung
und zurück- gelegten Ohren.
Was meinen Sie: Wie
viele grundsätzliche Signale kann ein Hund allein mit seinen Körperteilen
aussenden? Es sind ca. 13 unterscheidbare Körpersignale mit 71 Kriterien.
Natürlich sind Kopf, Rute, Ohren, Fang die wichtigsten Zeichen. Aber dazu
zählen noch viele Feinheiten (Unterabteilungen), die Sie mit Übung
erkennen können. Psychologen nennen das Blickschulung. Daran erkennt man
nicht nur psychische, sondern auch gesundheitliche Befindlichkeiten, zu
der auch die entsprechende Pflege gehört.
Und die momentane
Befindlichkeit. Geht es Ihnen nicht auch so: Vor Parties oder Prüfungen müssen
Sie immer auf die Toilette, oder Sie sollten es? Ihr Zustand: besch***en.
Oder: Ein voller Bauch studiert nicht gern. Warum sollte es da einem Hund
anders ergehen? Gestresste und gehemmte Lebewesen sehen so aus. verklemmt,
bedrückt, alles andere als locker. Die körpersprachlich deutlichsten
Kriterien sind Rute, Lefzen, Gebäudehaltung, Ohrenstellung und
Blickrichtung. Weitere Differenzierungen sind artgemäße Grundhaltungen
der Ruten. Spitze, Schlittenhunde oder die meisten Herdenschutzhunde
tragen sie in „Normalstellung" stark nach oben gerollt, Schäferhunde
tragen sie gerade bis leicht abwärts fallend, Hetzhunde dagegen oft stärker
abwärts. Das Kupieren der Rute ist eine körpersprachliche Behinderung.
Die Hunde müssen ersatzweise mit dem ganzen Hinterteil „wedeln";
ein Erkennen der Launen ist für Hunde und Menschen schwieriger. Kurze
Haare tun sich naturgemäß schwer beim Sträuben, überlange Lefzen (zum
Beispiel bei Doggenartigen) können nicht die Zähne entblößen. Dafür
reicht nur die Haut auf dem Nasenrücken, um gekräuselt zu werden. Das
Wedeln mit der Rute ist nur ein Zeichen der Erregung. Das heisst nicht,
wie allgemein angenommen, dass er dabei grundsätzlich freundlich gestimmt
sein muss. Beim Beurteilen muss man also neben allgemeinen
Befindlichkeiten diese arttypischen Varianten einbeziehen, um von einer
artgemässen Grundhaltung ausgehen zu können. All diese Parameter bilden
ein Gesamturteil. Und auch das ist nur ein vorläufiges.
Das Lautäußerungsverhalten
beim Hund
Deutliche
Unterschiede zwischen Hund und seinem Vorfahren Wolf
Der Hund und das Bellen: Dieses war die Ausgangsbasis für die Tierärztin
und Verhaltensforscherin Dorit Feddersen-Petersen, um die Bedeutung
des hündischen Lautäußerungsverhaltens genauer zu analysieren.
Hauptfrage ihrer Untersuchung war: Ist das Bellen nur eine
"platte" Lautäußerung, die Gemütszustände begleitet
oder ist es ein überlegt eingesetztes Kommunikationsmittel?
Der Wolf spricht mit dem Körper
Nach
der Auswertung des Gebells, das in verschiedenen Situationen
beobachtet wurde, kann man abhängig von der Rasse zwei bis acht
feststehende Lautäußerungen des Hundes unterscheiden. In der Gegenüberstellung
von Hund und Wolf zeigt sich ein bedeutender Unterschied: Während
der Hund den Großteil seiner Regungen durch Laute zum Ausdruck
bringt, benutzt der Wolf hierzu hauptsächlich die Körpersprache.
Wolfswelpen hingegen stehen der akustischen Aktivität des
Haushundes näher. Dies ist dadurch zu erklären, dass der
Domestikationsprozess vom Wolf zum Hund eine Infantilisierung (=Verkindlichung)
des Tieres mit sich gebracht hat. Der Hund ist also in einem
kindlichen Entwicklungsstadium des Wolfes zurückgeblieben.
Körperliche Einschränkungen behindern die Gestik
Neben dem infantilen Verhalten verhindern aber vor allen Dingen die
eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten des Hundes wie z.B. Hängeohren
oder Gesichtsfalten, dass sich die effektivere Körpersprache im
hundlichen Ausdrucksverhalten durchsetzen kann. Das Zusammenleben
von Hunden in einer Gruppe wird daher qualitativ nie die Effektivität
und dem Zusammenhalt eines Wolfsrudels erreichen können.
Bellende Beschützer bevorzugt
"Wie Hunde kommunizieren, scheint außerdem in besonderer Weise
durch das Zusammenleben mit dem Menschen geprägt zu sein“, so
Dorit Feddersen-Petersen. In Verbindung mit dem
Domestikationsprozess bevorzugte der Mensch vermutlich Hunde mit
ausgeprägtem Lautäußerungspotential. Als Beschützer von Haus und
Hof etablierte sich der Hund so in der menschlichen Gesellschaft.
Jede Hunderasse hat dabei ihr spezifisches Lautäußerungsschema. So
differenziert sich beispielsweise das Bellen eines Schäferhundes
von dem eines Cocker-Spaniels. Dies kann mit den menschlichen
Dialekten verglichen werden.
Der Hund hat sich dem Menschen angepasst
Mit Hilfe des Bellens kann sich der Hund hauptsächlich in sozialen
Bereichen wie im Spiel oder bei Aggressionen verständigen. Dem Wolf
dagegen ist es durch die Körpersprache möglich, wesentlich präzisere
Informationen zu übermitteln. Auch wenn mit der Entwicklung des
Hundes hin zum akustisch – orientierten Tier die intersoziale Fähigkeit
Einbußen erlitten hat, so hat sich der Hund dennoch den gegebenen
Lebensbedingungen beim Menschen angepasst. Neue Verhaltensmuster
wurden sogar in das Repertoire aufgenommen, wie z.B. das
"Hundelachen", das es nur beim Haushund gibt. Dorit
Feddersen-Petersen: "Wir können eindeutig nachweisen, dass
"Lachen" beim Hund ein genetisch verankertes Merkmal ist
und somit unter anderem durch das Zusammenleben mit dem Menschen
entstanden sein muss." www.zooplus.de Artikel von Kerstin Krahwinkel
Foto: Animal Attitude
Signale
Ein Signal ist das, was Deinen Hund dazu veranlasst, ein ganz bestimmtes
Verhalten zu zeigen. Das kann etwas sein, was Du mit ihm geübt hast,
"Sitzt", "Platz!" oder "Pfote geben", es
kann aber auch ein ganz anderes Verhalten sein. Wenn's klingelt kommt
Besuch, der Hund rennt zur Tür. Wenn Du mit einer Tüte raschelst, kommt
er angelaufen und bettelt. Erstaunlicherweise werden solche Signale vom
Hund meistens sehr schnell gelernt und absolut zuverlässig befolgt,
dagegen sind Deine "Kommandos" oft nicht annähernd so wirksam.
Du kannst die Signale
danach unterscheiden, mit welchen Sinnen sie Dein Hund verarbeitet. Die
Reihenfolge ist nicht zufällig, sondern hierarchisch, d.h. ein optisches
Signal nimmt Dein Hund viel besser wahr, als ein akkustisches Signal, (natürlich
spielt die Intenstät auch eine Rolle).
1. Geruch - Markierungen anderer Hunde, Fährte eines Hasen, Leberwurst an
den Fingern, etc.
Wenn Du Jagdhunde
(z.B. Beagles) beobachten kannst, siehst Du wie
"nasenorientiert" sich sich durch's Leben bewegen. Bei anderen
Rassen fällt das oft weniger auf, aber denoch ist der Geruchssinn der am
stärksten ausgeprägteste Sinn Deines Hundes.
2. Berührung - ist für
jeden Hund ein sehr starker Reiz, außerhalb des Rudelverbundes bedeutet
plötzliche Berührung meistens unmittelbare Bedrohung, ein natürlicher
Feind, ein Angriff. Das natürliche Verhalten auf Berührung ist
Erstarren, Angreifen oder Flucht.
Nun ist Dein Hund
durch Gewöhnung und Sozialisierung an Berührungen gewöhnt, fordert
vielleicht sogar regelmäßig seine Streicheleinheiten ein, trotzdem ist
Berührung nicht unbedingt geeignet um ein Verhalten unter Signalkontrolle
zu bringen. Fremde Hunde verbeten sich oft jede Art von Berührung eines
ihnen fremden Menschen. Das ist, wenn Du obigen Zusammenhang siehst, ihr
gutes Recht und kein Zeichen von "Aggressivität". Leider ist
gerade dieses "Nichtwissen" Ursache für viele Beißunfälle.
Deshalb solltest Du in jedem Fall das Dulden von Berührungen mit Deinem
Hund üben (Dein Tierarzt wird es Dir danken). Allerdings ist es auch Dein
gutes Recht, andere Leute darauf hinzuweisen, daß sie Deinen Hund nicht
einfach anzugrapschen haben.
3. Optische Signale -
nimmt Dein Hund mit den Augen wahr, z.B. ein Handzeichen, Deine Körperhaltung
und Mimik, Deine Bewegungen, Nachbars Katze vor dem Fenster, u.v.m.
Handzeichen sind sehr gut geeignet um eine Verknüpfung mit einem
Verhalten herzustellen. Bewegungen nimmt Dein Hund aber wesentlich besser
wahr als starre Signale. Optische Signale sind z.B. bei Prüfungen des VDH
außdrücklich in der Prüfungsordnung nicht gestattet, Brüllen dagegen
ist nicht verboten. Schon etwas merkwürdig, oder?
4. Akkustische Signale - nimmt der Hund mit dem Gehör wahr, z.B. Deine Stimme, fremdes
Hundegebell, Motorgeräusch von Herrchens Auto, Kühlschranktür...Oft hört
man auf den Hundeplätzen lautes Gebrüll, das ist vollkommen unnötig,
Dein Hund hört sehr gut. Und brüllen um einzuschüchtern (siehe auch Verhalten,
P+) hast Du nicht nötig. Versuche bei den Hörzeichen Worte zu finden,
die kurz sind und wenig Zischlaute beinhalten. Keine langen Sätze, von
denen verarbeitet Dein Hund nur wenige Silben, der Rest ist "Geräuschmüll".
Ganz gut sind auch fremdsprachige
Wörter geeignet, die kommen im täglichen Sprachgebrauch sonst nicht vor
und sind dadurch eindeutiger für Deinen Hund.
Kraulen
Eine bekannte Hundetrainerin hat einmal während einer
Fernsehaufzeichnung bei ihrem Studio Publikum Lachkrämpfe ausgelöst, als
sie erklärte, dass es äußerst wichtig sei, männliche Wesen zwischen
den Beinen zu kraulen. Gemeint hatte sie
damit natürlich Hunderüden und jene Körperstellen, an
denen ihnen die Berührung am besten gefällt. Es gibt in der Tat sieben Möglichkeiten,
die freundschaftliche Verbundenheit von Mensch und Hund durch physische
Kontaktaufnahme zu demonstrieren. In jeder einzelnen stecken
verborgene Faktoren, die äußerst interessant und aufschlussreich sind.
Wenn wir einem Rüden die Brust kraulen, so etwa zwischen dem Hals und den
Vorderbeinen, empfindet er das wirklich als sehr angenehm. Der Grund liegt
auf der Hand: Wenn er eine Hündin besteigt und penetriert, reibt sich
seine Brust in einem bestimmten Rhythmus am Rücken seiner Gefährtin.
Wenn wir ihn mit der Hand an der Brust kraulen, erinnert ihn das
automatisch an die entsprechenden angenehmen Empfindungen. Diese
Kontaktform ist vor allem dann zu empfehlen, wenn der Rüde ein besonderes
Lob verdient hat. Er empfindet auch großes Behagen, wenn man ihn hinter
den Ohren krault und krabbelt. Auch dieses Behagen hat seine Wurzeln im
Sexualbereich, denn das Ohr des Partners zu belecken, sich gegenseitig zu
beschnüffeln und zu beknabbern gehört zum Vorspiel der caniden Werbung.
Wenn man einen Hund, der zum Spielen aufgelegt ist, mit der Hand abwehrt,
hat das meistens die gegenteilige Wirkung. Er interpretiert diese Geste
nämlich als Teil des Spiels, auf das wir uns wie er glaubt
eingelassen haben. Er
nähert sich erneut seinem menschlichen Spielpartner und
wartet darauf, dass dieser ihn wieder mit der Hand fortstößt. Das Spiel geht
weiter und führt mitunter zum sogenannten Spielbeißen, bei dem der Hund die Hand
seines Partners vorsichtig mit den Zähnen packt oder ihm sogar erlaubt,
seine Schnauze
festzuhalten. Solange Mensch und Hund in diesem Spiel sanft
miteinander
umgehen, kann es die Bindung zwischen ihnen vertiefen,
genauso, wie es beim
Spiel mit den Wurfgeschwistern der Fall ist. Die wohl häufigste
Form des physischen Kontaktes zwischen Hund und Mensch ist der leichte
Klaps, das Tätscheln. Diese Bewegung hat für uns besondere Bedeutung,
denn sie ist ein
Teil des menschlichen Begrüßungszeremoniells. Wenn wir
einem Hund den Rücken tätscheln, haben wir unbewusst das Gefühl der
Verbundenheit, das sich beim Zusammensein mit einem guten Freund einstellt. Der Hund
interpretiert diese bevorzugte Behandlung ganz anders. Hunde klopfen sich
untereinander nicht auf den Rücken; also was soll dieser Klaps nun eigentlich
bedeuten? Es scheint, als ob Hunde diese Form des Körperkontaktes als eine Art
Nasenstupser deuten, der
zum Repertoire von Welpen während des Säugens zählt oder
im Verhalten von unterlegenen Tieren gegenüber stärkeren beobachtet worden
ist. Deshalb muss diese Form des Körperkontaktes für Hunde besonders angenehm
sein. Sie sehen darin einen Akt der Unterwerfung, aber da sie wissen, dass
wir ihnen überlegen sind, bleibt nur die Möglichkeit, das Verhalten als
Beschwichtigungsgeste zu
interpretieren. Wenn ein dominanter Hund einem
rangniedrigeren die Furcht
nehmen will, nähert er sich ihm gelegentlich in einer
gespielt submissiven Pose.
Und genau dieses Verhaltensmuster sehen sie in unserem Klaps.
Hunde mit
langem seidigem Fell verführen, wie Katzen, zum Streicheln.
Diese Form des Körperkontaktes hat für den Hund allerdings wenig
Bedeutungsgehalt; die sanfte
Massage erinnert ihn höchstens daran, dass die Mutter ihm
als winziges Junges sein Fell mit ihrer großen Zunge liebevoll geleckt hat. Vor
allem Kinder suchen
eine bestimmte Form des Körperkontaktes mit Hunden: Sie
kuscheln mit ihnen. Im allgemeinen nehmen die Vierbeiner diesen Liebesbeweis mit
erstaunlicher Bereitwilligkeit hin. Er erinnert sie wohl an die Zeit, als
sie sich noch eng zusammendrängten, um die Sicherheit und Nähe der
Wurfgeschwister zu spüren,
oder als die Mutter den Nachwuchs mit ihrem großen Körper wärmte.
Viele Hunde
mögen es, wenn man sie am Kopf krault, insbesondere am Kinn.
Dies ist eine Art von Kontakt, die der Hund von sich aus sucht. Hunde, die
leicht kleine Entzündungen im Bereich der Schnauze oder des Zahnfleisches
haben, reiben ihren Kopf gern an den scharfen Kanten eines Möbelstücks.
Wenn Herrchen
oder Frauchen ihnen diese Arbeit abnimmt, sind sie dafür äußerst
dankbar. Was Hunde gar nicht mögen, ist die lästige kosmetische
Prozedur, die sie über sich ergehen lassen müssen, bevor sie auf einer Hundeausstellung
vorgeführt werden. Stundenlanges Baden und Frisieren kann ein Hund nicht
verstehen und ertragen.
Eine derartig intensive Körperpflege wird im sozialen
Verband der Caniden nicht
betrieben. Aber da dieser arme Hund nun einmal in einer
Menschenfamilie lebt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als das Übel mit der
gleichen stoischen Gelassenheit über sich ergehen zu lassen, die er angesichts
der
Drangsalierungsversuche eines dominanten Hundes zeigt. Die
Menschen können
sich mehr als glücklich schätzen, so kooperative und
anpassungsfähige vierbeinige Partner gefunden zu haben.
Unterwerfung
Diese Frage ist schnell beantwortet: wie ein Welpe. Die schwächeren
Exemplare
vieler Tierarten
nehmen eine unterwürfige Pose ein oder
greifen zu infantilen Verhaltensmustern, wenn sie von einem
dominanten Tier bedroht
werden. Fehlt ihnen der Mut, auf die Drohung mit einer Gegendrohung zu
reagieren oder eine aggressive Auseinandersetzung zu riskieren, nehmen sie
Zuflucht zu einem
Ausdrucksverhalten, das mit dem eines Menschen, der die weiße
Fahne
schwenkt, zu vergleichen ist.
Die bedrohten Tiere bemühen
sich, die
Aggressionen des Angreifers abzubauen, wobei ihnen, je nach
Spezies, verschiedene Möglichkeiten offen stehen. Sie nehmen
beispielsweise eine Position ein, die in
erkennbarem Gegensatz zur Drohhaltung
steht. Senkt z. B. der Angreifer den Kopf, bereit, im nächsten
Augenblick zuzustoßen,
hebt der
Unterlegene den seinen; wenn der Drohende seinen Kopf hoch aufrichtet, um
größer zu erscheinen, senkt der Bedrohte den Kopf. Ist das
Fell des Angreifers gesträubt, legt der Angegriffene das Haarkleid flach an den
Körper; wenn der aggressive Gegner hoch aufgerichtet steht, kriecht der
submissive, usw. Aber das ist nur eine der beiden grundlegenden Strategien, über die
Tierarten verfügen um damit eine Beschwichtigung des Gegners zu erreichen. Die
zweite Möglichkeit besteht darin, im Angreifer eine Stimmungslage auszulösen,
die im Widerspruch zu seiner Aggressivität steht und sie somit abbaut.
Erwachsene Tiere zeigen
normalerweise Hemmungen, den Nachwuchs ihrer eigenen Spezies
anzugreifen,
so dass es einem unterlegenen, erwachsenen Hund gelingen
kann, einfach dadurch den aggressionshemmenden Mechanismus auszulösen,
dass er sich
welpenhaft verhält. Hunde verfügen über zwei Tricks, die
ihnen helfen, die soziale
Distanz zu verringern: die passive und die aktive
Unterwerfung. Bei der passiven Unterwerfung bleibt dem schwächeren Tier keine andere Wahl,
denn der
Angreifer nähert sich mit allen Anzeichen des
Drohverhaltens. Das unter- geordnete Tier kriecht dann auf dem Boden, um möglichst
klein zu wirken.
Bringt diese Taktik nicht den gewünschten Erfolg, rollt es
sich demonstrativ auf
den Rücken und lässt die Pfoten schlaff in der Luft hängen,
wobei es gelegentlich
auch uriniert. Damit wird das Verhalten der Welpen imitiert,
die passiv auf dem
Rücken verharren, wenn sich die Mutter nähert und den
Genitalbereich leckt, um
sie zum Urinieren anzuregen. ( In den ersten Lebenstagen
urinieren die Welpen
nicht von sich aus. Sie werden von der Mutter mit der Nase
auf den Rücken
gerollt und erst durch diese Bauchmassage zum Urinieren
stimuliert. ) Die
Nachahmung dieser infantilen Pose von erwachsenen Tieren hat
wohl den
stärksten Signalcharakter in der Körpersprache der Caniden
und in der Regel den
gewünschten Erfolg, d. h., sie dämpft die Aggressionslust
des Angreifers. Die
aktive Unterwerfung verlangt eine andere Taktik. Wenn sich in
diesem Fall ein
schwächeres Tier einem überlegenen nähert, dann
keinesfalls auf dem Bauch. Es
muss zu einer anderen Beschwichtigungsgeste greifen, um seine
friedlichen
Absichten zu demonstrieren. Auch diese leitet sich aus dem
Verhaltensrepertoire
der Hundewelpen ab: Wenn die Welpen einen Monat alt sind,
beginnen sie die
erwachsenen Tiere um Futter anzubetteln, indem sie mit ihren
Schnauzen so lange
die des älteren Tieres berühren, bis dieses kleine
Nahrungsbrocken auswürgt. Die
aktive Unterwerfung richtet sich nach diesem Schema. Das
einzige Problem ist,
dass das unterlegene Tier ungefähr dieselbe Größe hat wie
das überlegene. Würde
es sich dem Leithund zuwenden und ihm einfach das Gesicht
lecken, könnte diese
Geste als Anmaßung aufgefasst werden. Also nähert es sich
ihm in geduckter
Haltung, um Welpengröße vorzutäuschen. In dieser Stellung
kann es den Kopf
heben, um die Schnauze des dominanten Tieres zu erreichen und
somit die
unerlässliche infantile Haltung zeigen. Ein rangniederer
ausgewachsener Hund, der
das Welpenverhalten beim Futterbetteln imitiert, kann sich
jedem Mitglied seiner
caniden Gruppe gefahrlos nähern. Diese Pose gewährleistet
den engen sozialen
Kontakt, ohne ständig Streitereien herauszufordern.
Individualdistanz
Unter
Individualdistanz versteht man die Entfernung bzw. Nähe die ein Hund
duldet ohne darauf mit Aggression zu reagieren. Diese Individualdistanz
ist, wie der Name schon sagt, vom einzelnem Individuum, seinem Charakter
abhängig. Dass heißt, diese Verhaltensweise ist von Tier zu Tier
verschieden. Diese Distanz ist notwendig um das Rudelgefüge
aufrecht zu erhalten. Hierbei ist nicht nur die körperliche Nähe
Ausschlag gebend sondern auch der Sichtkontakt. Mit Hilfe des Fixierens
kann bereits die Individualdistanz aufrecht erhalten oder gestört werden.
Im Zirkus wird durch die Bewegung des Dompteurs und seines Stockes meist
mit dieser Individualdistanz gearbeitet.
Einfach
ausgedrückt kann man sich vorstellen, dass um jeden Hund zwei verschieden
große gedachte Kreise gezogen sind, die jeweils eine Grenze darstellen.
Wird von einem anderem Sozialpartner, also auch uns, die äußere Grenze
überschritten, reagiert der Hund meist mit Meideverhalten, d.h. er zieht
sich weiter zurück. Da sich die Kreise mit dem Hund bewegen, kann er
jetzt noch mit Flucht reagieren. Ist ihm aber die Fluchtmöglichkeit
versperrt, muß er ab einem bestimmten Punkt mit Aggression reagieren.
Beachten wir die Reaktionen des Hundes nicht und überschreiten den
zweiten engeren Kreis ebenfalls, welcher meist in sehr enger körperlicher
Nähe des Hundes ist, kommt es zwangsläufig zum Angriff des Hundes, wobei
sein Körper sämtliche Symptome von Angst zeigt. Das oben gesagte trifft
natürlich in erster Linie auf unbekannte, "ungeliebte" oder
fremde sich nähernde Individuen zu. Dies kann uns mit jeder Maus
passieren, die in der Ecke sitzt und die wir einfangen wollen. Hört sich
sehr theoretisch an, ist aber bei jedem Spaziergang mit dem angeleintem
Hund zu beobachten.
Dem angeleintem Hund ist die Fluchtmöglichkeit versperrt. Beim Überschreiten
des äußeren Kreises durch einen anderen Hund kommt es zur ersten
Reaktion, dem Bellen als Abwehr damit der andere nicht noch näher kommt.
Kommt dieser doch näher, kommt es nach kurzzeitiger Unsicherheit des
angeleinten Hundes meist doch zur Aggression aus Angst oder Sicherheit
weil der andere Hund die Individualdistanz des angeleinten nicht beachtet
hat.
Abschließend
sei noch gesagt, dass Angst, insbesondere durch ständige soziale
Konflikte begründete Angst, oft zu Neurosen (psychische Schäden)
und/oder organischen Krankheiten (physische Schäden) führen kann.
(Übrigens auch beim Menschen z.B. Magengeschwür).
Schwanzwedeln
Oft hört man sowohl von Laien als auch von Experten, dass
Hunde, die mit dem
Schwanz wedeln,
uns freundlich gestimmt seien. Diese Schlussfolgerung ist
genauso falsch
wie die Annahme, dass eine Katze, deren Schwanz hin und
herpendelt, wütend
sei. Was allerdings sowohl dem Schwanzwedeln der Hunde
als auch der
Katzen zugrunde liegt, ist ein emotionaler Konflikt, der in der Tierwelt
generell durch
Hin und Herbewegungen angezeigt wird. Wenn sich ein Tier in
einer
Konfliktsituation befindet, fühlt es sich hin und her gerissen. Es möchte
gleichzeitig
angreifen und sich zurückziehen oder sowohl nach rechts wie nach
links
ausweichen. Da das eine Bedürfnis das andere ausklammert, verharrt das
Tier zunächst
in gespannter Abwartehaltung. Der Körper oder bestimmte
Körperteile
werden, dem einen Drang gehorchend, in die eine Richtung
vorgestreckt,
dann nach einem Moment reglosen Verharrens im nächsten
Augenblick durch
eine ruckhafte Bewegung in die Gegenrichtung. Das hat zu
einer breiten
Skala stark ritualisierter Körpersignale innerhalb der verschiedenen
Spezies geführt.
Manche Tierarten verdrehen den Nacken, andere machen
sprunghafte Stoßbewegungen
mit dem Kopf, wenn sie sich in einem Konflikt
befinden;
weitere Anzeichen für eine Konfliktsituation sind Einknicken der Beine,
Scharren mit den
Pfoten, Drehen der Schulterpartie, geduckte Körperhaltung,
starres Fixieren
des Gegners, steiles Aufrichten des Schwanzes oder
Schwanzwedeln,
das man bei Katzen und Hunden gleichermaßen kennt. Was geht
nun wirklich im
Kopf unseres schwanzwedelnden Vierbeiners vor? Im
wesentlichen
sieht sich das Tier zwischen zwei einander widerstrebenden
Bedürfnissen
hin und her gerissen. Der Impuls, zu fliehen, hat eine leicht zu
erkennende
Ursache: Angst. Der Drang, zu bleiben, ist komplexer, zumal es sich
hierbei nicht um
ein einzelnes, sondern um mehrere unterschiedliche Bedürfnisse
handelt. Der
Hund möchte vielleicht an Ort und Stelle bleiben, weil er hungrig,
aggressiv,
kontaktfreudig oder was auch sonst immer ist. Es ist nicht möglich,
dem nur eine
einzige Bedeutung zuzuordnen. Es ist ein optisches Signal, das nicht
isoliert
betrachtet werden darf, sondern nur im Zusammenhang mit anderen,
gleichzeitig
erkennbaren Äußerungen des Hundes richtig gedeutet werden kann.
Bei
unterwürfigeren Tieren hängt die Rute meist leicht gebogen herunter.
Bei
aggressiveren ist sie in der Regel steif und nach oben gerichtet. Je
demutsvoller und unter-
würfiger ein Tier ist, um so tiefer senkt es den Schwanz.
Der
selbstbewusste Hund wedelt mit hochaufgerichteter Rute. Wenn all diese
Elemente der Körpersprache
bei Hund ( oder Wolf ) in ihrem jeweiligen sozialen
Kontext so
leicht zu erkennen sind, warum ist das Schwanzwedeln dann so oft als
freundliche
Geste missdeutet worden? Die Antwort ist, dass wir mit Begrüßung
zwischen Mensch
und Tier viel vertrauter sind als mit den
Begrüßungszeremonien, die Hunde untereinander pflegen. Ein
Rudel Hunde
bleibt den größten
Teil der Zeit zusammen, während der menschliche Partner Tag für Tag aufs
neue kommt und geht. Wir sehen nur, wie der Hund sein Herrchen
oder Frauchen
immer wieder freudig begrüßt. Freude und Aufregung sind die
überwiegenden
Stimmungselemente bei der Rückkehr des menschlichen
Rudelführers,
gepaart allerdings mit einer vagen Spannung, die aus- reicht, einen
Konflikt und
somit das Schwanzwedeln auszulösen. Für viele ist der Gedanke,
unser Hund könnte
noch etwas anderes als Liebe für uns empfinden, vielleicht
unerfreulich.
Dass er sich vor uns fürchten könnte, wollen wir nicht wahrhaben.
Aber denken Sie
nur einmal an die unterschiedliche Körpergröße. Der Mensch
muss dem Hund
wie ein Riese vorkommen, und das allein ist für den Vierbeiner schon
beunruhigend genug. Dazu kommt, dass Hunde uns in so vieler Hinsicht
unterlegen, ja,
von uns abhängig sind, um zu überleben, da sollte es uns
eigentlich nicht
erstaunen, dass sie uns gegenüber gemischte Gefühle hegen.
Schwanzwedeln
soll außerdem nicht nur ein optisches Signal sein, sondern auch
ein
olfaktorisches also der geruchlichen Kommunikation dienen. Das ist für
uns
Menschen
wiederum schwer verständlich, es sei denn, wir bemühen uns, die Welt
einmal aus der
Perspektive des Hundes zu betrachten. Hunde haben einen
Eigengeruch, der
vorwiegend von Drüsen aus der Analregion abgesondert wird.
Durch das
rhythmische Schwanzwedeln werden diese Duftdrüsen stimuliert. Ist
die Rute hoch
aufgerichtet, wie bei selbstsicheren Hunden, wird die Produktion
ganz erheblich
erhöht. Obwohl der Geruchssinn des Menschen nicht ausgeprägt
genug ist, um
diese persönlichen Duftnoten zu unterscheiden, haben sie für die
Tiere selbst große
Bedeutung. Dieses zusätzliche Erkennungs- merkmal hat mit
Sicherheit dazu
geführt, dass das Schwanzwedeln, Signal eines inneren Konfliktes,
im
Sozialleben der Caniden eine so ungeheuer große Rolle spielt.
Immer der
Nase nach
Hunde sind dem Menschen im Hinblick auf den Geruchssinn weit überlegen
Haben Sie schon einmal die Nase eines Hundes berührt? Sie ist kalt und
feucht. Das ist wichtig, da mit Hilfe der Feuchtigkeit Moleküle aus der
Luft herausgelöst und mit der Riechmembran (Riechschleimhaut) im Inneren
der Nase in Verbindung gebracht werden. Von dort werden die gewonnenen
Informationen mittels Nervenimpulsen weiter zum Riechzentrum im Gehirn
transportiert, wo die Geruchserkennung stattfindet. Im Vergleich zu dem
des Menschen ist das Riechzentrum eines Hundes etwa vierzig mal größer.
Das heißt, dem Hund steht ein bedeutend größerer Teil des Gehirns für
die Geruchserkennung zur Verfügung als dem Menschen.
Millionen von Sensorzellen
Sowohl die Nase wie auch die Riechschleimhaut des Hundes sind dunkel
pigmentiert. In Abhängigkeit von der Rasse haben sich Hundenasen in
unterschiedlichsten Größen und Formen entwickelt. Die Riechmembrane
enthalten dementsprechend unterschiedlich viele Sensorzellen. So besitzt
ein Dackel um die 125 Millionen Sensorzellen, während ein Deutscher Schäferhund
auf bis zu 220 Millionen kommt. Beim Menschen sind es dagegen nur etwa fünf
Millionen.
Gerüche schmecken
Anders als Menschen besitzen Hunde im oberen Maulbereich ein Organ, mit
dem sie Gerüche auch schmecken können. Das sogenannte Vomeronasalorgan
wird vorwiegend für Düfte benutzt, die mit dem Sozial- und Sexualleben
zu tun haben. Es transportiert die von ihm aufgenommenen Informationen
direkt an das limbische System, den Teil des Gehirns, der für die
emotionalen Reaktionen eines Hundes zuständig ist. Manchmal können Sie
Ihren Vierbeiner dabei beobachten, wenn er dieses Organ benützt, z.B.
wenn ein Duft ihn besonders erregt. Er klappert dann leicht mit den Zähnen,
macht Geräusche und oft läuft ihm eine Speichelspur aus dem Maul, während
er den Geruch gleichzeitig riecht und schmeckt.
Aromatisches für Hunde
Wie beim Menschen können Sie auch Hunde in ihrem Verhalten und Befinden
mit Düften beeinflussen. Wenn Sie also Ihrem Liebling etwas Gutes tun
wollen, können Sie das mittels eines für ihn angenehmen Duftes tun.
Wichtig ist, dass er sich seinen Lieblingsgeruch selbst aussuchen kann. Wählen
Sie möglichst Düfte, die bei uns in der Natur vorkommen, wie Fichten-
oder Tannennadel, Lavendel oder Veilchen. Geben Sie wenige (!) Tropfen
eines entsprechenden Duftöls aus der Apotheke auf ein Aromakissen und
platzieren Sie dieses in einer Ecke der Wohnung. Ein anderes versehen Sie
mit einem anderen Duft. Das Verhalten Ihres Hundes zeigt Ihnen, ob er den
Geruch mag oder nicht. Seien Sie aber nicht enttäuscht, wenn sein
bevorzugter Duft nicht dem Ihren entspricht. Schließlich haben Hunde so
manche Vorlieben, die uns Menschen geradezu stinken.
Quelle http://www.zooplus.de
Nachfolgend ein sehr interessanter Artikel
aus "Unser Rassehund" Mai/Juni 2001 von Carl Cosack, der sich
mit der Ausbildung und Erziehung von Molossern befasst, aber der für alle Hunde
zutrifft.
Über die Erziehung von Molossern.
Schon die Überschrift suggeriert
einen Unterschied zwischen Molossern und anderen Hunden. Das ist nicht
richtig. Ein Hund ist in erster Linie ein Hund. In der kynologischen
Literatur und vor allem in den Köpfen spuken die unrealistischen
Vorstellungen herum. Dackel könne man nicht erziehen. Ein Jagdterrier sei
nur etwas für Jäger und die Jagd, ein Hund mit großem Jagdinstinkt ist
nicht kontrollierbar und eben auch Molosser könnten halt nicht wie andere
Hunde gehorchen und sich dem alltäglichen Leben anpassen. Das ist mit
Verlaub gesagt alles Blödsinn. Ein Jagdhund beispielsweise muss gerade
auch auf der Jagd lenkbar sein. Sicher hat dieser Hund ausgeprägte
Jagdinstinkte und dennoch agiert er ganz wesentlich in Interaktion mit
seinem Führer. Gerade das gemeinsame Handeln bringt Hund und Jäger den
Erfolg.
Niemand käme auf
die Idee, den mangelnden Gehorsam eines Golden Retrievers mit dessen
Rassezugehörigkeit zu erklären. Warum dann etwa bei einem Bullmastiff?!
Aus meinem persönlichen Umfeld und von unserem Hundeplatz sind mir die
tollsten Geschichten aller möglichen Rassen bekannt. Da ist das Pärchen
mit seinem Königspudel, der sich regelmäßig auf Spaziergängen
verabschiedet und natürlich „immer wiederkommt“. Manchmal halt erst
nach zwei Stunden. Woran liegt das wohl?! - Gleiches Verhalten bei einem
Fila Brasileiro mit dessen Jagdleidenschaft zu entschuldigen, entbehrt des
Verständnis der Psyche seines Hundes.
Der kleine Mischlingshund hört
ganz prima, zu hause ist er immer so lieb und auf dem Hundeplatz läuft er
exakt seine Wendungen. Er hetzt nur Enten und Schwäne und jagt überhaupt
sehr gerne, aber sonst ist er ganz toll erzogen.
Da reißen zwei Bouviers sieben
Schafe, vollkommen außer Kontrolle geraten, wo doch der Bouvier eher ein
Hüte- als Jagdhund ist. Und nach Aussagen einer Züchterin der Inbegriff
des „Gute-Laune-Hundes“ nicht der Schafkiller.
Die Reihe an Beispielen ließ sich
beliebig fortführen all diesen Hunden ist gemeinsam, daß niemand
versucht, ihr Fehlverhalten mit der Rasse zu erklären.
Hunde sind in erster Linie
Hunde. Nicht Vertreter ihrer Rasse. Sicher gibt es für spezielle Aufgaben
Spezialisten. Aber das alltägliche Zusammenleben und sehr viele Fähigkeiten,
die darüber hinausgehen, kann fast jeder Hund erlernen. Es gibt
charakterliche Unterschiede zwischen den Rassen aber ebenso auch zwischen
einzelnen Individuen einer Rasse. Deshalb kommt es vorrangig darauf an,
den individuellen Zugang zum einzelnen Hund zu finden, nicht jedoch auf
das Fixieren auf die Rassezugehörigkeit.
Eine erfolgreiche Erziehung
des Hundes basiert auf vier Säulen:
1.)
Eine enge Bindung zwischen Mensch und Hund. Ein Hund, dessen größtes
Glück autonom und nicht aus der Interaktion mit dem Menschen erwächst,
ist nur schwer zu motivieren und kann sich kaum auf den Hundeführer (HF)
konzentrieren. Ein Hund, der nicht mit seinem Menschen spielt ist schwer
verhaltensgestört oder fehlgeprägt und psychisch verkümmert.
2.)
Dominanz des Menschen.
Man sollte auch außerhalb des Platzes klar wissen, wo der Weg lang geht
und wer das Sagen hat, und dies gegenüber dem Hund auch durchsetzen. Der
HF muß vermeiden, seinen Hund zu nachsichtig gegenüber zu treten (kein laissez-faire).
3.)
Konsequenz. Der Hund braucht ein verläßliches Regelwerk, das möglichst
immer gilt. Durch Konsequenz wird die Dominanz gestärkt. Aus Bindung,
Konsequenz und Dominanz erwächst Vertrauen. Vertrauen ist die Basis für
jede Hundeausbildung.
4.)
Motivieren. Besteht eine enge Bindung Mensch-Hund, so will der Hund
von sich aus dem Menschen gefallen. Umgekehrt weiß der Mensch, wie er den
besten Zugang zu seinem Hund findet. Motivation ist wesentlich effektiver
als Druck und sollte gerade auch bei den Molossern die Ausbildung prägen.
Generell bedarf es einer großen
Portion der Fähigkeit zur Selbstkritik, wenn die Arbeit mit dem Hund
erfolgreich verlaufen soll. Letztendlich muß man jedoch selbst
entscheiden, wie man dem eigenen Hund am besten gerecht wird. Dies gelingt
aber nur, wenn man bereit ist, die Fehler zunächst bei sich zu suchen.
Den Molossern mag vielleicht vereinzelt eine sehr stark ausgeprägte
Neigung zur Unterordnung fehlen, gerade deshalb ist es um so wichtiger, daß
der HF Fehler vermeidet. Ausreden wie „mein Hund ist Molosser, er kann
das nicht lernen“ dienen nur dem Selbstbetrug.
Die Herausforderung an die
Intelligenz und das Einfühlungsvermögen des HF ist es, den individuellen
Zugang zu seinem Hund zu finden. Das Eingehen auf die individuellen
Neigungen, Stärken und Schwächen des einzelnen Hundes ist eine
wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Es gibt Menschen, die haben
noch nie ein Hundebuch gelesen und kommen mit ihrem Vierbeiner prima zu
recht. Dann gibt es andere, die kennen alle Methoden und Theorien kommen
aber auf keinen grünen Zweig. Früher hat man versucht, über die
Parforce-Dressur Hunde zu gewünschten Verhaltensweisen zu bringen. Selbst
diese im wesentlichen auf Gewalt beruhende Methode kam nicht ohne Lob und
positive Verstärkung aus. Ein Hund, der über Zwangsapport das Bringen
gelernt hat, wird niemals so freudig und zuverlässig bringen wie ein
Hund, bei dem im wesentlichen über den Beute- und Spieltrieb gearbeitet
wurde. Man sieht es einem Hund förmlich an, wie er ausgebildet wurde.
Wahre Spitzenleistungen bringt nur ein Hund, der mit Freude bei der Arbeit
ist. Es hat aber schon immer gute HF gegeben, also wird die reine
Parforce–Dressur von echten Könnern nie praktiziert worden sein.
Entscheidend ist das Verstehen seines Hundes, nicht das Verständnis für
seinen Hund. Gleichwertig durchaus aber nicht gleichberechtigt.
Heute predigt man gewaltfreie Erziehung. Die Augen
werden verdreht, wenn nur die leiseste Andeutung zum Stachelhalsband
kommt, ja selbst der Leinenruck ist verpönt. Statt dessen wird eine Art
psychologischer Kriegsführung gegen den eigenen Hund empfohlen. Diese
Menschen bleiben, wenn sie nicht eiserne Konsequenz und Disziplin
beweisen, mit ihren Konzepten auf der Strecke. Es sind die gleichen
irrealen paradiesischen Wunschvorstellungen, die die Probleme mit dem
eigenen Hund erst evozieren. „Ach unser Bernhard ist so sensibel, der
wirft sich immer hin, wenn wir ihn an die Leine nehmen und wenn es draußen
regnet, dann können wir nicht in die Stadt fahren. Bernhard mag keinen
Regen und ins Auto steigt er auch nur bei Sonnenschein und nicht an einem
Montag. Da hat er sich nämlich mal vor zwei Jahren den Kopf gestoßen.“
M.E. sollte man die
Dogmen aus dem eigenen Kopf verbannen. Der eine Hund hat in seinem ganzen
Leben niemals ein Stachelhalsband benötigt, der andere zieht wie ein
Ochse beim Pflügen und bekommt halt eins verpaßt. Es bringt einen Hund
nicht um, wenn er nach Aufforderung das Sofa zu verlassen bei
Nichtbefolgen auch gewaltsam herunter geschmissen wird. Er wird aber ganz
sicher zu Problemen führen, derartiges Verhalten zu tolerieren. Natürlich
kann man den großen Zampano spielen und über Motivation und liebe Worte
versuchen, sein Ziel zu erreichen. In der Regel sind diese Bemühungen von
zweifelhaftem Erfolg gekrönt und verdeutlichen eklatant, daß hier etwas
in der Einstellung zum Hund nicht stimmt. Es ist genau diese Form der
Hundehaltung die das Kind mit dem Bad ausschüttet. Motivieren und eine
enge Bindung sind das A und O in der Hundeerziehung aber eben nur die eine
Hälfte. Nur für seinen Hund ein quasi lebendes Spielzeug zu sein, ein
lustiger stets verfügbarer Spielkamerad und Futterlieferant reicht nicht
aus. Ein Hund kann fast alle Rechte haben, wenn die Führungsrolle geklärt
ist. Er kann auch auf dem Sofa und im Bett schlafen. Man muß nicht
psychologische Tricks und fein ausgesponnene Mechanismen gegen seinen Hund
ins Feld führen. Man muß vor allem sich selbst darüber im klaren sein,
wer das sagen hat. Dadurch wird auch die Bindung Halter-Hund gestärkt,
und der Hund erhält einen viel größeren Freiraum, als ihm sonst geboten
werden könnte. Das Leben mit dem Hund wird für alle Beteiligten
einschließlich ihm selbst angenehmer. Man kann mit einem jagdlich geführten
Dt. Jagdterrier in einer Großstadt leben und mit zwei Molossern wie dem
Fila Brasileiro und dem Dogo Argentino, der zudem auch noch ein originärer
Jagdhund ist, querfeldein marschieren ohne daß sich die frei laufenden
Hunde verabschieden.
Es gibt zu viel
schlecht oder gar nicht erzogener Hunde. Das Problem sind nicht wehrhafte
Hunde, sondern die unzulänglichen Führungsqualitäten und Kenntnisse
ihrer Halter. Ein Hund kann auch im Angriffsverhalten durch seinen HF
kontrolliert und gestoppt werden, wenn die Rangfolge für beide Seiten
geklärt ist.
Entschuldigungsversuche
mit Verweis auf die Rassezugehörigkeit kommen einer Bankrotterklärung
derselben gleich.
Prägung und Haltung von Hunden:
Die in der vorangegangen
Ausgabe angeführten Betrachtungen zur Grundlage der Erziehung von
Molossern sollen hier durch die beiden genannten Aspekte auf eine breitere
Basis gestellt werden.
Hunde sind, wenn sie zur Welt
kommen, ungeschliffene Rohdiamanten. Die ersten 16 –20 Lebenswochen sind
von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung. Ein Hund der
hier nicht umfangreich die Möglichkeit erhält ein positives
Vertrauensverhältnis aufzubauen ist nahe zu irreversibel umweltuntauglich
und damit im Extremfall auch nicht lebensfähig. Hier den gesamten Aspekt
der Prägung, der Korrelation von Instinktgebundenheit und Umweltoffenheit
und der einzelnen Prägungs-/ Entwicklungsphasen anzuführen erspare ich
mir. Möchte aber allen Interessenten und jedem Züchter sowie
potentiellen Welpenkäufer dringend die Bücher Heinz Weidt, Der Hund mit
dem wir leben: Verhalten und Wesen, Hamburg/ Berlin 1993 & Heinz
Weidt, Dina Berlowitz, Das Wesen des Hundes, Augsburg1998 empfehlen.
Außerdem möchte ich diese
Gelegenheit ergreifen einmal den Anstoß zugeben, ob der CfM nicht eine
Art Prägungskatalog erstellt, den jeder Wurf durchlaufen sollte und der
gewisse Mindeststandards über die bisherige Zuchtordnung hinaus für die
Aufzucht von Welpen festlegt.
Sind auch die ersten zwanzig Wochen
entscheidend für die Entwicklung des Hundes, so ist dennoch das Lernen
und damit die Veränderung der Verhaltensweisen des Hundes niemals vorbei.
Die meisten Welpen werden zwischen der 8 und 12 Woche (Weidt empfiehlt die
10 Woche) abgegeben. Dies ist ein sensible Phase und der neue Hundehalter
sollte sich seiner Verantwortung gegenüber seinem Hund aber auch seiner
Umwelt deutlich bewußt werden.
Sicherste Garantie einen umfassend
geprägten und umweltoffenen Hund zu erhalten ist es ihn überall am täglichen
Leben teilhaben zu lassen. Der Alltag bringt so viele unbekannte
Situationen mit sich, daß es nur sehr schwer möglich sein dürfte den
Hund auch nur annähernd so umfassend gezielt ähnlichen Situationen
auszusetzen, wenn die Teilnahme am Alltagsleben verwehrt bleibt. Ergo: der
Hund gehört zu seinen Menschen und sollte möglichst überall dabei sein.
Daraus folgt auch,
daß sich eine reine Zwingerhaltung verbietet. Verbot der Zwingerhaltung wäre
auch ein wirklicher sinnvoller Ansatz die Gefahr durch gefährliche Hunde
zu minimieren. Zeitweises Wegsperren in einer Zwinger ist tolerabel und
bietet sogar gewisse Vorteile. Ein Hund ist in einem großen Zwinger mit
Aussenbereich sicher besser untergebracht als in einer dunkeln Wohnung.
Gerade Molosser lieben es zu ruhen und ihre Umwelt zu beobachten. Dafür
bietet ein entsprechender Zwinger gute Möglichkeiten. Ein Zwinger kann
auch bei großer Hektik, Gesellschaften etc. den Hund vor Reizüberflutung
schützen. Aber hier ist schon wieder Vorsicht geboten, denn prinzipiell
sollte der Hund so gut sozialisiert sein, daß es eines Wegsperren nicht
bedarf. Und jede Reizminimierung stellt auch eine vertane Chance dar, den
Hund umwelttauglich zu erziehen.
Das echte Zusammenleben mit dem
Hund ist auch der einzige Weg für gegenseitiges Vertrauen. Wie soll ein
Hund komplexe und unbekannte Situationen differenzieren, wenn er sie nicht
kennt? Zeigen sie sich ihrem Hund mit einem Handtuch um den Kopf, hinken
sie lassen sie sich zu Boden fallen, zeigen sie sich ihm unbekleidet,
streiten sie sich vor ihrem Hund oder simulieren sie einen Streit.
Klappern sie extra laut mit Töpfen und Pfannen usw. Alle die hier
beispielhaft angeführten Situationen und viele mehr, ergeben sich im
engen Zusammenleben mit dem Hund fast automatisch. Eines noch zur
Zwingerhaltung, Nachts gehört der Hund ins Haus.
Zu den Märchen der Kynologie
gehören auch zahlreiche gutgemeinte Ratschläge: „Legen sie sich
niemals unter ihren Hund“ –falsch! Legen Sie sich unter ihn, spielen
Sie mit ihm auf allen Vieren, werden Sie selbst zum Hund. Das Band
zwischen Halter und Hund sollte so stark sein, das es nicht an der Körperhaltung
des Menschen hängt. Was passiert denn, wenn man einmal stürzt und der
Hund kann diese Situation nicht deuten oder sieht sich in eine Lage
versetzt, die er zu seinen Gunsten ausnutzt. Auch die Mutterhündin, der
erziehende Rüde oder irgendein dominanter Hund legen sich im Spiel auf
den Rücken und bieten ihre Kehle da. Warum soll das für den Menschen
nicht möglich sein, wenn die Beziehung Mensch-Hund intakt ist. Kämpfen
Sie mit ihrem Hund und lassen sie ihren Hund auch gewinnen. Ziehen sie ihn
hoch im Spiel, versetzten Sie ihn in eine Reizlage und beenden Sie das
Spiel wieder. Testen Sie ihren Hund aus. So erwächst vertrauen zwischen
Hund und Halter. Nicht die peinliche Vermeidung allermöglichen
Situationen kann der richtige Weg sein sondern ihre Beherrschung. Kann der
Halter seinen Hund aus aufgeputschter Stimmung auch wieder zur Ruhe
bringen kann er ihn auch in schwierigen Situationen beherrschen.
Kontrolliertes Risiko ist das Schlagwort für die Prägung des Hundes.
Nicht die Vermeidung die letztendlich sowie so nicht möglich ist aller
Konflikte.
Ein weiteres Beispiel sind
Apportierspiele. Einige Halter vertreten die Auffassung, ein Hund dürfe
das Apportieren nicht erlernen; denn er verfolge ein Objekt (weggeworfener
Stock), gewöhne sich so das Hetzen an und gleichzeitig durch Zupacken und
Schütteln, das Jagen und Töten. Dabei bietet gerade das Apportierspiel
große Möglichkeiten für die Hundeerziehung. Der Hund kann viele Triebe
befriedigen, das Spiel funktioniert nur in Interaktion mit dem Halter.
Apportiert der Hund nicht ist das Spiel zu Ende. Behält der Hund das
Bringsel ist das Spiel auch zu Ende. Er lernt also spielerisch sich dem
Halter unterzuordnen und seine „Beute“ abzugeben. Der Halter hat die
zusätzliche Chance, Spannungskurven aufzubauen, zu halten und zu lösen.
Der Hund abgelegt oder sitzend sieht das Bringsel fortfliegen, muß aber
dennoch warten, bis er los geschickt wird. Dies allein stellt schon eine
Erlösung für den Hund da und damit Belohnung. Der Gehorsam wird
spielerisch ausgebaut, der Hund sicherer. Kann der Hund das Bringsel nicht
mehr sehen, muß er seine Nase einsetzen um es zu finden. Das verlangt vom
Hund hohe Konzentration und lastet ihn weiter aus.
Ein Hund der das Apportierspiel
sicher beherrscht ist unter Garantie ein besser erzogener Begleiter als
sein aus falschem Verständnis um diese Möglichkeit des Lernens betrogene
Artgenosse.
Einen weiteren Punkt zur Haltung
und Prägung von Hunden möchte ich hier noch ansprechen.
Das Halten von mehren Hunden. M.E.
sollte sowohl die Zwinger wie auch die Einzelhundhaltung unterbleiben.
Hunde sind trotz aller Bindung an den Menschen auch auf innerartliche
Kontakte angewiesen. Auch sogar bei Rudelhaltung ist der Kontakt zu
weiteren Artgenossen wünschenswert. In den meisten Fällen wird dies aber
nicht ausreichen. Mehrhundhaltung verbessert das Sozialverhalten des
einzelnen Hundes. Mehrhundhaltung eröffnet auch dem Halter die Chance,
viel über Hunde allein durch Beobachten zu lernen. Es müssen ja nicht
gleich zwei Molosser sein. Auch der kleine Jack-Russelterrier ist eine
prima Ergänzung zum großen Hund. Positiver Nebeneffekt ist das andere
Hundehalter, die evtl. mit Ressentiments unseren Hundehaltern
entgegentreten, diese schneller abbauen, wenn sie sehen, wie liebevoll der
Molosser mit dem Kleinhund umgeht. Wichtiger aber ist das ein Hundeleben
mit einem Artgenossen besser wird. In diesem Sinne ist es auch höchst
fraglich, ob die zumeist auch noch höhere Besteuerung des Zweithundes
nicht tierschutzrelevantes Gebaren beinhaltet.
Die Verantwortung für das Leben
und die Entwicklung unserer Hunde liegt in unseren Händen.
Carl Cosack
(Herr Cosack ist im Club für Molosser e.V. verantwortlich für die
Arbeitsgemeinschaft "Fila Brasileiro" und seine Artikel in der
Zeitschrift "Unser Rassehund" zählen zu meinen
Lieblingslektüren.) Anm. des Web-Authors
"Belohnung"
und "Strafe" in der Hundeausbildung und Hundetherapie
Manfred
Wolff
Tierschutzbeauftragter
des Deutschen Hundesportverbandes
1. Allgemeines über Belohnung und Strafe
1.1 Belohnung und Strafe beim Menschen im Alltag
Im Alltag belohnen wir ein Kind, wenn es ein
erwünschtes, ein richtiges Verhalten zeigt. Einem Kellner, der uns höflich
und zuvorkommend behandelt hat, geben wir ein großzügiges Trinkgeld. In
einem allgemeineren Sinn ist auch jedes Lob, ja jede schlichte Bestätigung
einer Handlung wie zum Beispiel ein freundliches "Danke" oder
"Ja" eine "Belohnung". Belohnung, Lob und freundliche
Bestätigung heben die Stimmung des Betroffenen. Er weiß darüber hinaus,
was er in einer ähnlichen Situation tun kann, um wieder Belohnung etc. zu
erhalten. Die Wahrscheinlichkeit, daß er sein Verhalten wiederholt,
wird hierdurch erhöht.
Im Alltag strafen wir ein Kind, wenn es ein
unerwünschtes Verhalten zeigt, in der Hoffnung, daß es dies dadurch
nicht wieder tut. Etwas schwächer aber mit der gleichen Absicht
ausgesprochen ist das "Nein". Unter Erwachsenen muß man neben
dem Einsatz körperlicher Gewalt auch das Einschüchtern etwa durch Gebrüll
oder Drohungen zu den Methoden zählen, die Wiederholung des unerwünschten
Verhaltens ausschließen sollen.
Belohnung und Strafe, Bestätigung und Mißbilligung
sind aber in ihrer Wirkung völlig unterschiedlich. Eine Belohnung bzw.
Bestätigung hebt die Stimmung. Darüber hinaus weiß der Handelnde nach
der Bestätigung genau, was er bei ähnlichen Situationen wieder machen
kann, er weiß, wie er sich verhalten kann. Bei Strafe oder Mißbilligung
dagegen weiß er zwar, daß die mißbilligte Handlung falsch war, er
weiß aber nicht was er statt dessen tun soll. Er wird unsicher.
1.2 "Erfolg" als Belohnung
Eine besondere Art von "Belohnung", die gar
nicht von einem anderen gegeben werden muß, ist der Erfolg. Wollen der
Mensch oder ein Säugetier ein Ziel erreichen, zum Beispiel Nahrung
bekommen, so können sie dies oft auf verschiedene Weise versuchen. Mit
irgendeiner Handlungsweise werden sie Erfolg haben. Diese Handlungsweise
werden sie dann in Zukunft immer wieder anwenden, selbst wenn sie
gelegentlich dabei keinen Erfolg haben. Der Erfolg selbst hat hier wie
eine Belohnung gewirkt. Er hat die Wahrscheinlichkeit, daß das
Verhalten in ähnlicher Situation wieder auftritt, erhöht.
Beispiel: durch Zerren an der Leine ist es dem Hund gelungen,
an eine Stelle zu kommen, die er unbedingt beschnuppern wollte. Dieser
Erfolg läßt ihn auch in Zukunft kräftig zerren – und tatsächlich hat
er auch immer wieder mal Erfolg.
Bleibt jedoch bei einer Handlungsweise der Erfolg stets
aus, so kommt sie mit der Zeit nicht mehr vor. Permanenter Mißerfolg führt
zur Unterlassung eines Verhaltens.
1.3 Gefährdung als "Strafe"
Wir können uns durch eine Handlung auch ganz übel
in Gefahr bringen. Wird sie uns bewußt oder erleben wir dabei Angst oder
verletzen uns sogar, so werden wir die Handlung in Zukunft unterlassen.
Auch dies gilt ähnlich bei Tieren. Wie der Erfolg als
"Belohnung" wirkt, wirkt die Gefährdung wie eine
"Strafe". Sie führt in der Regel zum Unterlassen des
Verhaltens. Während der Erfolg allerdings ein Wohlgefühl erzeugt, ist
die Gefährdung mit Angst und Fluchtverhalten verbunden. Darauf komme ich
später noch einmal zurück.
1.4 "Belohnung" und "Strafe" beim
Hund
Dem Hund ist die Fähigkeit angeboren, ein hohes
Sozialverhalten auszubilden (im Gegensatz etwa zu Tigern. Auch bei Katzen
ist diese Fähigkeit nur schwach vorhanden.). Bei gutem Umgang mit ihm
akzeptiert er uns als sein "Leittier‘". Daher besteht für uns
die Möglichkeit, ihn auf verschiedenste Art zu "belohnen", aber
auch zu "strafen".
Dabei müssen wir allerdings vor dem Einsatz von
"Strafe" unbedingt folgendes bedenken:
Durch "Strafe" wird der Hund wie der Mensch
unsicher. Bestenfalls lernt er, welches Verhalten unerwünscht ist, nicht
jedoch, welches statt dessen erwünscht ist. Außerdem erlebt er
"Strafe" immer als Bedrohung oder Gefährdung seines Lebens, er
bekommt Angst.
Im Zusammenleben von Hunden sind negative
Interaktionen, d. h. "Strafen" nur 5 bis 7% aller Interaktionen
(nach A. Hallgren) und davon ist wieder nur ein Bruchteil ein Abschnappen.
Der Rest ist Knurren.
Wir sollten also "Strafen" immer erst dann
einsetzen, wenn wir alle anderen Möglichkeiten, unerwünschte
Verhaltensweisen zu unterbinden, wirklich ausgeschöpft haben.
2. Lernen
2.1 Einführung
Unter Lernen wollen wir jede Änderung des Verhaltens
verstehen. Wir nehmen dabei an, daß die Verhaltensänderung eine Antwort
auf eine bestimmte Umweltsituation ist, die dem Tier ein
"angenehmeres" Leben beschert. Verminderung von Angst (z. B.
durch Flucht) gehört hier dazu. Tiere (einschließlich Menschen) können
auf ganz verschiedene Weisen lernen. "Belohnung" und
"Strafe" spielen jedoch nur bei einer ganz bestimmten Form des
Lernens eine Rolle, beim Lernen durch Verstärkung (instrumentelles
Lernen).
2.2 Lernen durch positive Verstärkung
("Belohnen")
Beim Lernen durch Belohnung spielen vier Dinge eine
entscheidende Rolle:
Der Hund muß ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, er muß motiviert
sein. Ein voll gefutterter Hund will ruhen, er ist zum Liegen
motiviert – eine hervorragende Situation, um ihm "Platz"
beizubringen. Eines will er nicht: Fressen. Leckerli sind also
unangebracht.
Es muß einen Auslösereiz für eine Handlung geben, d. h.
der Hund muß etwas ganz Konkretes hören, sehen, riechen, kurz:
wahrnehmen, damit er anfängt zu handeln. Ein hungriger Hund sieht zum
Beispiel einen Futterbrocken. Jetzt beginnt er zu handeln. Der
Futterbrocken ist der Auslösereiz.
Der Hund wählt eine Handlung aus, man sagt: er zeigt eine Antwort
auf den Auslösereiz.
Schließt sich direkt an die Handlung eine "Belohnung"
an, zum Beispiel der Erfolg, und wird das Ganze vielleicht noch
mehrfach in der gleichen Weise wiederholt, so wird der Hund auf den
Auslösereiz hin (fast) immer diese Handlung (diese Antwort) zeigen. Das
Antwortverhalten ist gelernt.
Beispiel: Sich setzen
Der Hund ist hungrig. Wir zeigen ihm ein Leckerli über
seinem Kopf. Der Hund springt hoch, um es zu bekommen. Das ignorieren wir
(kein "Nein"!). Der Hund probiert alles mögliche. Alles
ignorieren wir. Irgendwann wird er sich auch setzen. Dies Verhalten wird
sofort durch Gabe des Leckerlis belohnt. Der Hund hat erlebt: "Sich
setzen führt zum Erfolg". Wiederholen wir das Experiment mit der
gleichen Leckerlidarbietung über seinem Kopf ein paar Mal, wird er sich
in Zukunft wahrscheinlich sofort bei dessen Anblick setzen.
Ersatzauslöser:
Das wichtigste Gesetz des Lernens durch
Belohnung ist nun, daß der Auslösereiz umgelernt werden kann. Hat der
Hund ein Verhalten auf einen Auslösereiz gelernt (zum Beispiel das
Hinsetzen beim Zeigen des Leckerlis), wiederholen wir das Experiment ein
paar Mal, indem wir gleichzeitig mit dem Auslösereiz einen
neuen Reiz geben, im Beispiel oben etwa das Hörzeichen
"Sitz". Das Erstaunliche ist, daß der Hund nach mehrfacher
Wiederholung dieses Experiments auch dann schon die Handlung zeigt, wenn
wir nur den neuen Reiz bieten. Er ist zum Ersatzauslöser geworden. Wir
brauchen dazu Zeit und Geduld – aber nie "Strafe". Das wäre völlig
unsinnig und würde dazu führen, daß der Hund den ganzen Lernvorgang
meidet (verweigert).
Wir fassen noch einmal zusammen: durch mehrfache
Wiederholung der Übung, bei der gleichzeitig mit dem Auslösen der
Ersatzreiz gegeben wird, erreicht man, daß der Ersatzreiz allein bereits
das Verhalten auslöst.
Beispiele:
"Sitz" (Sichtzeichen): wir zeigen nicht nur das Leckerli,
sondern führen dabei die Hand mit ihm von unserer Gürtelhöhe rasch
bis in Schulterhöhe und zwar mit den Fingern nach oben. Auslösereiz
ist das Leckerli, Ersatzreiz unsere Handbewegung. Wiederholen wir die
Übung ein paar Mal, wobei wir die "richtige" Antwort, das
Sich setzen, belohnen, wird der Hund sich auch schon auf unsere
Handbewegung allein setzen, ohne daß in der Hand das Leckerli ist
(Belohnen müssen wir immer noch, s. Abschnitt 3). "Sitz" (Hörzeichen): Gleichzeitig mit dem Zeigen des
Leckerlis sagen wir freundlich "Sitz". Auslösereiz ist
wieder das Leckerli, Ersatzreiz das Hörzeichen "Sitz".
Wiederholen wir die Übung ein paar Mal, wobei wir wieder das Sich
setzen belohnen, wird der Hund sich allein beim Wort "Sitz"
setzen. "Sitz-Bleib": Wir spielen mit dem Hund mit einem Zottel
(Motivation herstellen). Wir werden etwas ruhiger, lassen den Hund
(durch regungsloses Stehen) den Zottel ausgeben, sagen "Sitz-Bleib".
Auf "Sitz" setzt sich der Hund. Der Auslösereiz ist der
Zottel. Wir gehen drei Schritte rückwärts weg vom Hund (und helfen
durch Handzeichen, daß er bleibt). Nach (anfangs sehr) kurzer Zeit
setzen wir das Spiel mit dem Zottel fort, wenn der Hund geblieben ist.
Der Ersatzreiz ist das Hörzeichen "Sitz-Bleib", die
Belohnung ist hier die Fortsetzung des Spiels.
1. Art der Belohnung:
Die Art der Belohnung hängt von der Motivationslage
des Hundes ab. Wir können aus allen möglichen Bereichen Belohnungen
bieten. Die bei unserem Hund erfolgreichsten benutzen wir dann weiter.
Typische Beispiele sind Leckerli (Nahrungsverhalten), Streicheln
(Sozialverhalten), Beutespiel (Jagdverhalten), Loben (Sozialverhalten),
erlaubtes Beschnüffeln eines Grasbüschels (Erkundungsverhalten), usw.
Wichtig ist, daß wir dem Hund auch eine Ersatzbelohnung
beibringen können, zum Beispiel ein bestimmtes Geräusch (Schnalzen mit
der Zunge). Hierauf beruht das Klicker-Training, mit dem ursprünglich
Delphine trainiert wurden.
Ganz ähnlich wirkt das Wort "brav" oder
"fein". Freundliche Zuwendung des Besitzers zu seinem Hund wie
das freundliche Aussprechen von "fein" etwa ist sowieso schon
eine Form der Belohnung, für die der Hund fast immer empfänglich ist.
Man kann dies nun noch steigern, indem man eine Zeit lang gleichzeitig
"fein" sagt und ein Leckerli gibt oder den Hund kurz streichelt
oder krault. Damit wird die freundliche Zuwendung, die im Wort
"fein" schon liegt, noch einmal verstärkt. Das Wort
"fein" wird damit eine in vielen Fällen ausreichende Belohnung.
In sehr unregelmäßigen Abständen sollte es mit Leckerli oder Streicheln
gleichzeitig wieder als Belohnung gegeben werden.
3. Lern- und Kann-Phase und die Häufigkeit von
Belohnung
Im Abschnitt 2 haben wir behandelt, wie wir dem Hund
ein gewünschtes Verhalten beibringen können. Solange der Hund das
Verhalten nicht sicher beherrscht, müssen wir jedesmal belohnen,
wenn er es richtig zeigt. Diese Phase ist die Lernphase.
Beherrscht der Hund das Verhalten sicher auf den
Ersatzreiz hin (Hörzeichen oder Sichtzeichen), befindet er sich also in
der Kann-Phase, belohnen wir unregelmäßig. Wenn wir dabei eine
lange Zeit nicht belohnt haben, belohnen wir plötzlich besonders schön
("Jackpot-Leckerli", also ein besonders schmackhaftes Leckerli,
Spielen mit Lieblingsspielzeug oder ausführliches Schmusen). Keine andere
Art der Belohnung in der Kann-Phase ist so gut wie die beschriebene. Insbesondere
ist die weit verbreitete Ansicht, es brauche gar keine Belohnung,der
Hund muß auch so folgen,absoluter Unsinn. Im Gegenteil,
konsequente Unterlassung von Belohnung führt zum Verschwinden des
Verhaltens, was wir uns beim Abgewöhnen unerwünschten Verhaltens zu
Nutze machen können (s.u.).
4. Lernen komplizierter Aufgaben
Zur guten Hundeausbildung gehören nicht nur
"Sitz", "Platz" und "Komm", sondern auch längeres
Fußgehen und Apportieren mehrerer Gegenstände, Agility, Fährten und
vieles mehr. Solche Aufgaben fordern den Hund und führen zu einem immer
engeren Verhältnis zwischen Mensch und Hund. Der Hund hat damit ein
erlebnisreiches, erfülltes Leben.
Ein Lernprinzip dabei ist, die komplizierte Aufgabe
in lauter kleine Teilaufgaben zu zerlegen. Diese Teilaufgaben werden nach
dem Prinzip des Lernens durch Belohnen zunächst jede für sich geübt,
bis sie sicher gekonnt werden. Dann fügt man sie nach und nach zusammen,
anfangs indem man jede richtig gelöste Teilaufgabe belohnt, dann belohnt
man nur noch, wenn zwei aufeinander folgende Aufgaben von allein
hintereinander ausgeführt werden usw. Wie dies im Einzelnen zu geschehen
hat, hängt vom einzelnen Hund und von der Aufgabe ab.
Beispiel: Apportieren mehrerer Gegenstände: Wir bringen dem
Hund erst bei, seinen Zottel zu bringen (sagen dabei "Bring
Zottel"), danach seinen Ball ("Bring Ball"). Die
zusammengesetzte Übung ist Bringen von Zottel mit Hörzeichen
"Zottel" und Ball mit Hörzeichen "Ball"
hintereinander, wenn beide Gegenstände ausgelegt sind.
Auch hier gilt: In der Lernphase immer das
richtige Verhalten belohnen, in der Kann-Phase unregelmäßig.
5. Andere Formen des Lernens
Wir haben gesehen, daß das Lernen mit der Belohnung
des gewünschten Verhaltens die Basis einer guten Hundeausbildung ist. Wir
brauchen aber nicht alles auf diese Weise beizubringen. Der Hund lernt
u.a. auch auf folgende Weisen:
Lernen durch Verallgemeinerung:
Der Hund kann gut gelernte Verhaltensweisen auf andere Situationen übertragen.
Bringen wir ihm z.B. bei, weder beim Besuch des Postboten noch des
Milchmannes zu bellen, wird er höchstwahrscheinlich auch beim Besuch des
Hausarztes nicht bellen. Oder hat der Hund gelernt, durch einen Bach zu
gehen, wird er höchstwahrscheinlich auch durch einen Fluß schwimmen.
Lernen durch Gewohnheit:
Führen wir in sich wiederholenden Situationen mit dem Hund immer die
gleiche Aktion durch, so wird er sie auch von sich aus ohne jedes Hör-
oder Sichtzeichen durchführen.
Beispiele:
Bevor wir dem Hund Futter geben, lassen wir ihn in einiger
Entfernung vom Freßplatz "Sitz-Bleib" machen. Nach wenigen
Tagen oder zwei Wochen wird sich der Hund von sich aus auf den eingeübten
Platz setzen und warten.
Bevor wir den Hund aus dem Auto springen lassen, lassen wir ihn im
Auto "Sitz" machen und leinen ihn an. Wird das mit absoluter
Regelmäßigkeit immer getan, so setzt sich der Hund vor Verlassen des
Autos von sich aus hin und läßt sich anleinen.
Lernen durch Nachahmung:
Ein junger Schäferhund lernt vom älteren durch Nachahmung das Bewachen
der Herde. Ein junger Hund, der in einer Familie zu einem älteren
genommen wird, lernt dessen Unarten durch Nachahmung (jagen, Mäusebuddeln).
6. Strafe
Wir setzen Strafe ein, um ein unerwünschtes
Verhalten möglichst ein für alle Mal zu unterbinden. Strafe ist leider
die am häufigsten falsch angewendete Methode in der Hundeerziehung. Das
erklärt sich dadurch, daß sie den Besitzer so sehr befriedigt, nicht
aber durch ihrem tatsächlichen Erfolg.
Beispiel:
Der Besitzer ist wütend oder ungehalten, wenn der
Hund in seiner Abwesenheit auf dem Teppich uriniert oder einen Vorhang
heruntergerissen hat und schnauzt den Hund bei seiner Rückkehr
entsprechend an. Der Hund zeigt Unterwerfungsverhalten oder verkriecht
sich in eine Ecke und der Besitzer ist aus 2 Gründen zufrieden: erstens
hat er seine Wut herausgelassen und zweitens zeigt der Hund ja auch sein
"schlechtes Gewissen". Dabei zeigt der Hund nur Unsicherheit
bzw. Fluchtverhalten.
Manchmal zeigt auch Strafe einen Erfolg. Aber man muß
immer folgende möglichen Nebenwirkungen beachten:
Genau wie die Belohnung sofort nach dem gewünschten
Verhalten muß die Strafe sofort
nach dem unerwünschten
Verhalten kommen. Sonst lernt der Hund nichts über das Verhalten,
sondern Angst vor seinem Besitzer.
Beispiel:
Der Hund jagt plötzlich.
Kein Rufen hilft. Nach 5 Minuten kommt der Hund freudig zurück und wird fürs
Jagen hart bestraft (Leinenschläge). Der Hund lernt, Kommen ist schlecht,
und wird in Zukunft Abstand halten.
Aber selbst wenn die Strafe auf "frischer Tat" erfolgt,
weiß man nicht, was der Hund lernt (s. Teil 1).
Beispiel:
Ein Besitzer
beobachtet, daß sein Hund auf dem Teppich uriniert, packt ihn, stößt
seine Schnauze in die Pfütze und bringt ihn anschließend in den Garten.
Der Hund macht dort nichts. Wieder im Haus, geht der Hund das nächste
Mal, als er muß, in ein Zimmer, in dem Herrchen gerade nicht ist und
macht dort sein Geschäft. Er hat durch die Strafe nicht gelernt, im
Haus ist urinieren verboten, sondern: in Anwesenheit des Besitzers
ist urinieren verboten.
Der Hund gewöhnt sich manchmal an die Strafe, d.h. sie
verliert ihre Angst bzw. Schmerz auslösende Wirkung. Denken Sie an
den vielfach propagierten Leinenruck. Manche Hundebesitzer rucken das
ganze Hundeleben an der Leine, schwören aber auf den Erfolg dieser Maßnahme.
Genauso kann aber bei anderen Hunden eine Verallgemeinerung
eintreten, insbesondere bei harter Strafe: der Hund wird dann
insgesamt ängstlicher und unsicherer.
Schließlich kann Strafe auch die Aggression erhöhen. Plötzlich
beißt der Hund den Besitzer oder Familienangehörige.
Natürlich kann Strafe auch Erfolg haben. Ein gut
dosiertes "Nein" oder "Aus" hilft insbesondere bei
unerwünschten Handlungen, für die der Hund noch nicht voll motiviert
ist, z. B. wenn er gerade weglaufen will, aber noch nicht richtig
gestartet ist.
"Strafen", also negative Reize, wirken zunächst
einmal durch ihre Schreckwirkung. Diese erlebt der Hund als Gefährdung
(s. unter 1.3) und veranlaßt ihn, sein Verhalten zuunterbrechen.
Der Hund ist jetzt verwirrt und unsicher. Deshalb sollte sofort nach einem
erfolgreichen "Nein" oder einer erfolgreichen anderen Strafe
eine Aufforderung zu einem erwünschten Verhalten kommen, das der Hund
sicher kann und für das er oft belohnt wurde, also z.B. "Sitz"
oder "Platz". Dann muß für diese Handlung belohnt werden.
7. Hundeerziehung und Hundetherapie
Die Hundeerziehung besteht nicht nur in der
Ausbildung, sondern auch darin, unerwünschte Verhaltensweisen
dauerhaft zu unterbinden. Da der Erfolg von Strafe zweifelhaft ist und
Strafe ohnehin mit anschließendem positivem Verhalten gekoppelt sein
sollte, muß man zum Abgewöhnen von solchem Verhalten andere Schritte
unternehmen.
Im allgemeinen setzt sich unerwünschtes Verhalten
aus drei Teilen zusammen: einem angeborenen, einem in der sensiblen Phase
(5. Bis 12. Woche) gelernten und einem später gelernten. Zum Beispiel ist
ein starker Jagdtrieb zu einem großen Teil angeboren, zum Teil aber auch
gelernt, evtl. durch Erfolg (s. Abschnitt 1.2), zum Beispiel wenn der Hund
tatsächlich mal einen Hasen erwischt hat.
Den angeborenen Teil kann man nur "zügeln",
nie vollständig abtrainieren. Das Abtrainieren des früh gelernten
Anteils des unerwünschten Verhaltens ist langwierig, das Abtrainieren des
spät gelernten Teils jedoch relativ einfach.
Wir geben zwei einfachere Beispiele für unerwünschtes
Verhalten.
1. Betteln am Tisch:
Dies Verhalten ist mit ziemlicher Sicherheit gelernt und zwar
wahrscheinlich in der sensiblen Phase, als der süße kleine Welpe in der
9. Woche gerade ins Haus kam. Es ist ein Lernen durch Erfolg und zwar wie
viele Unarten eine Hundes ein vom Besitzer nicht gewolltesLernen.
Was macht man nun üblicherweise?
Man schimpft den Hund und schickt ihn ins Körbchen. Während man ißt,
ist der Hund unbeschäftigt. Für manche Hunde kann
"Schimpfen" schon eine Belohnung sein, insbesondere, wenn es
nicht zu stark ist und man sich sonst nicht genügend um den Hund kümmert.
Also steht der Hund alsbald wieder vom Körbchen auf und kommt an den
Tisch. Erneutes Schimpfen etc. ist jetzt ein Erfolg, der Hund ist
unterhalten. Er hat gelernt, es ist gut, zum Tisch zu kommen.
Die Familie ist uneins. Eines der Kinder möchte doch so gern und läßt
schließlich heimlich etwas fallen. Und wenn dies nur alle paar Wochen
passiert: wir wissen, daß unregelmäßige Belohnung das Verhalten
am besten aufrecht erhält (siehe Abschnitt 3, Kannphase).
Der Hund wird also weiter betteln.
Hier hilft am
schnellsten absolutes Fütterungsverbot und Ignorieren des Hundes am
Tisch. Nicht einmal zu ihm hinschauen sollte man (Verlernen durch "Misserfolg").
2. Jogger jagen: Ist ein starker Jagdtrieb angeboren,
so hilft in erster Linie, die Begegnung mit Joggern zu vermeiden. Darüber
hinaus bieten sich in diesen wie ähnlichen Fällen die folgenden zwei
Schritte an:
Desensibilisierung (Unempfindlich machen gegenüber dem Auslösereiz
Jogger): Zunächst bringt man den Hund in eine Situation, in der ein
Jogger relativ weit entfernt vom Hund rennt. Der Reiz ist jetzt
schwach. Man bringt den Hund zum Liegen ("Platz") und kann
ihn mühelos mit Leckerli oder Streicheln (Tellington-Touch o.ä.
Beruhigendes) ruhig halten. Ist der Jogger ganz fort und blieb der
Hund ruhig, belohnt man ihn. Man wiederholt diese Übung und achtet
darauf, daß die Distanz zum Jogger bei jeder Übung kürzer ist. Wird
der Hund unruhig, übt man wieder mit größerer Distanz. Diese
Methode wird in unseren Kursen angewendet.
Ersatzhandlung: Der Auslösereiz "Jogger" veranlaßt
den Hund zu jagen. Durch die Desensibilisierung lernt der Hund, sich
beim Anblick des Joggers zu legen. Dies baut man zu "Platz –
Bleib" aus. Beide Schritte zusammen führen zum Erfolg. Es kann
sogar passieren, daß der Hund sich in Zukunft beim Anblick eines
Joggers von sich aus hinlegt, ohne daß der Besitzer "Platz -
Bleib" ruft, und dies sogar bei einiger Entfernung vom Besitzer.
Man kann dies durch Lernen durch Gewöhnung oder Bilden eines
Ersatzauslösers (= Jogger) erklären.
Diese beiden Schritte: Desensibilisierung und
Ersatzhandlung sind auch die Basis der Behandlung einer ganzen Reihe
anderer unerwünschter Verhaltensweisen wie verschiedener Formen der
Aggression (Beute-Aggression, Angst-induzierte Aggression).
Zusammenfassung
Ich hoffe, ich konnte in diesem Aufsatz vier Dinge
zeigen:
·
Belohnung
ist die Basis sowohl der Hundeausbildung als auch von Teilen der
Hundetherapie
·
Eine
erlernte Unart kann man am schnellsten abgewöhnen, indem
man herausbekommt, welches die Belohnung (Erfolg) war, durch die die Unart
verstärkt wurde, und diese Belohnung konsequent verhindert.
·
Tiefergehende,
das Zusammenleben erschwerende Verhaltensweisen bedürfen vor der Therapie
einer eingehenden Analyse. Aber auch bei der Therapie spielt Lernen durch
Belohnung eine entscheidende Rolle.
·
"Strafe"
hat dort ihren Platz, wo ein Gefahr bringendes Verhalten sofort
unterbrochen werden muß. Für das dauerhafte Auslöschen unerwünschter
Verhaltensweisen ist "Strafe" in fast allen Fällen der falsche
Weg.
Literatur:
Valery O'Farrell: Manual of Canine Behaviour, Oxford 2nd
ed. 1992